Adolf Muschg
Adolf Muschg, geboren 1934 in Zürich. War unter anderem Professor für deutsche Sprache und Literatur an der ETH (1970 – 1999) und von 2003 – 2006 Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Büchner-Preis und zuletzt mit dem Schweizer Grand Prix Literatur 2015. (2016)
Fr, 06.05.16, 18:00
Sa, 07.05.16, 19:00
So, 01.06.14, 15:00
Sa, 03.05.08, 20:30
So, 04.05.08, 15:00
Aus: Duende, im Erzählungsband «Gehen kann ich allein», erscheint im Herbst 2003
Eins, zwei, drei, Sie können reden, Frau Schnippenkötter, Band läuft.
Einszweidrei, so läuft das nicht bei mir. Ich bin eine Señora. Als Frau Schnippenkötter wäre ich keine geworden. Wie ich ihn kennengelernt habe? Er hat mich kennengelernt, mein Gatte Schnippenkötter, Curd, mit weichem D. Dafür, was Sie mit der Kleinen gemacht haben, gibt es zehn Jahre Zuchthaus, danach Landesverweisung, und Ihre Praxis können Sie vergessen. Die Kleine war ich. Klein bin ich auch noch mit fünfzig. So alt war er damals schon, und schon in Berlin hat er Frauen von sich abhängig gemacht. Erst als er seines Lebens nicht mehr sicher war, floh er in die Schweiz. Er schrieb Gutachten fürs Sozialamt. Als ich ihm zugeteilt wurde, hatte er die Niederlassung noch nicht. Unzucht in Ehren, aber mit Abhängigen nicht. Wenn ich erzähle, was Sie unter einem besonderen Gewaltverhältnis verstehen, dann ist fertig lustig mit Ihrem Weltruhm. Da wurde er weiss, so weiss hat ihn erst wieder die Gerichtsmedizin gesehen.
Jetzt rauche ich. Danke.