Alice Grünfelder

Alice Grünfelder, geboren 1964. Studierte nach einer Buchhändlerlehre Sinologie und Germanistik in Deutschland und China. Die ehemalige Lektorin des Unionsverlag unterrichtet seit 2010 Jugendliche, ist als freie Lektorin tätig und ist Herausgeberin mehrerer Asien-Publikationen. (2023)
Werke (Auswahl)
Jahrhundertsommer.
dtv, 2023
Wolken über Taiwan.
Rotpunkt Verlag, 2022
Wird unser Mut langen? Ziviler Ungehorsam für den Frieden.
2019
Die Wüstengängerin.
edition 8, 2018
Jahrhundertsommer
dtv, 2023
Viele kennen Alice Grünfelder als Herausgeberin, Übersetzerin, Sinologin und engagierte Literaturvermittlerin. In diesem Frühjahr legt sie ihren zweiten Roman vor und überrascht mit einer gross angelegten Familiengeschichte aus Süddeutschland. Im Zentrum steht Magda, eine starke und unbeirrbare Frau. Sie trotzt der konservativen Grundstimmung der 1960er-Jahre mit aller Kraft und stellt dieser schweren Zeit einen eigenständigen Lebensentwurf entgegen. Packend und schnörkellos erzählt.
Aus: Alice Grünfelder. Jahrhundertsommer. dtv, 2023
«Magda traute sich kaum hinüberzusehen zum Alten. Senkte den Blick, schaute bloß auf ihre Hände im Schoß, das Taschentuch war schon ganz fleckig vom Wringen, sie schob es in eine Tasche, kreiste mit den Daumen und ihren Gedanken, mit denen sie nicht weiterkam, denn sie verstand nicht, was der Richter vorlas, sie hatte doch nichts verbrochen.»
So, 21.05.23, 13:00
Die Wüstengängerin
edition 8, 2018
Zwanzig Jahre nachdem Roxana in der Wüste Taklamakan verschwindet, findet Linda ihre Aufzeichnungen und beginnt ihren Spuren zu folgen. Sachkundig und geschickt verknüpft Alice Grünfelder in ihrem ersten Roman die Schicksale ihrer Protagonistinnen mit der wenig bekannten Geschichte der im Nordwesten Chinas lebenden Volksgruppe der Uiguren.
Aus: Alice Grünfelder. Die Wüstengängerin. edition 8, 2018
Was vergangen war, lag vor ihr auf den Gesichtern der Menschen, die ihr entgegenkamen. Frauen mit Kindern am Rockzipfel und Säuglingen auf dem Arm stockten, als sie sahen, dass sie in die entgegengesetzte Richtung ging. Ein Grenzstein, totgebleicht von der Sonne wie alles hier, schob sich in ihr Blickfeld. Langsam ging sie auf ihn zu, setzte sich, ans Ende ihrer Kräfte gelangt. Ihr wurde schwarz vor Augen. Am nächsten Tag war sie verschwunden. Unter falschem Namen im Morgengrauen abgereist.