Arno Camenisch

Arno Camenisch, geboren 1978 in Tavanasa, Graubünden, lebt heute in Biel. Er studierte am Schweizerischen Literaturinstitut und schreibt auf Deutsch und Rätoromanisch. Seine Texte wurden in 20 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Eidgenössischen Literaturpreis 2012. (2018)
Werke (Auswahl)
Der letzte Schnee.
Engeler Verlag, 2018
Die Launen des Tages.
Engeler Verlag, 2016
Die Kur.
Engeler Verlag, 2015
Nächster Halt Verlangen.
Engeler Verlag, 2014
Ustrinkata.
Engeler Verlag, 2012
Sez Nez.
Engeler Verlag, 2009
Ernesto ed autres Manzegnas.
2005
Übersetzungen (Auswahl)
Derrière la gare.
Übersetzt von Camille Luscher.
2012
Der letzte Schnee
Engeler Verlag, 2018
Die beiden Protagonisten Paul und Georg stehen wie jedes Jahr an ihrem alten Schlepplift, doch der Schnee bleibt aus – und mit ihm die Gäste. Arno Camenisch erschafft in ruhiger, rhythmischer Sprache einen wunderbar poetischen wie auch melancholischen Endzeittrübsinn in den Bergen.
Aus: Arno Camenisch. Der letzte Schnee. Engeler Verlag, 2018
Hörst du, wie schön das unter den Schuhen knirscht, sagt der Paul, das ist wie das Lied aus unserer Kindheit.
Sa, 12.05.18, 11:30
So, 13.05.18, 12:00
Ustrinkata
Engeler Verlag, 2012
In «Ustrinkata» kommen sie noch einmal alle zusammen, zu einem letzten Austrinken eben, in der Dorfkneipe «Helvezia», die geschlossen werden soll. Noch einmal sitzen sie um den runden Tisch, der Otto, die Tante, der Luis, der Giachen und mit ihnen all die andern, die noch leben oder schon lange tot sind. Mit dem Ende der Schenke erzählt Camenisch auch vom Ende einer Lebensform, das die hier versammelten «trinkfesten Fabulierer» aber nicht sentimental bejammern, sondern mit viel Witz, Klugheit und Grimm begiessen.
Aus: Arno Camenisch. Ustrinkata. Engeler Verlag, 2012
Nur wichtig, dass man den Toten sofort die Beine zusammenbindet, nicht dass sie einem noch sechs Wochen lang durchs Haus geistern, sagt der Luis.
Sa, 19.05.12, 10:00
Sa, 19.05.12, 17:00
Sa, 19.05.12, 18:00
Sez Nez
Engeler Verlag, 2009
Seinen Prosazweitling veröffentlicht Arno Camenisch in Rätoromanisch und Deutsch. Die Parallellektüre der beiden Textversionen erlaubt auch Lesenden, die unserer vierten Landessprache nicht kundig sind, die reizvolle wechselseitige Spiegelung der beiden Idiome zu verfolgen. Der rätoromanische Text ist voller Anleihen aus dem Schweizerdeutschen, der deutsche Text gespickt mit rätoromanischen Wortsplittern. Beide Sprachen wirken bei aller Artistik realistisch. Ähnlich ambivalent erscheint das Leben der Sennen auf der Alp: In abständiger Nähe folgen wir ihren Tagesgeschäften, in denen sich archaische Rohheit und moderne Gefühlskälte die Stange halten. Die sprachlichen Redundanzen der kurzen Szenen lassen uns lesend das repetitive Einerlei einer Alpenwelt erleben, die in ihrer Trostlosigkeit faszinierend wirkt.
Aus: Arno Camenisch. Sez Nez. Engeler Verlag, 2009
Il Clemens, quella trumbettaveglia, seigi s'inamuraus. El sguschi mo pli pils bauns ell'ustria entuorn e tschaghegni alla cameriera sils ventrels. Da quei survegnas mal il venter, hai jeu detg si pil Clemens, di il Gieri. Mal il venter hagi el giu ina suletta gada e quei avon onns, hagi il Clemens detg, lu hagi el magliau giuaden siat schnecs da Medel vivs e derschentau giu cun treis Ave Maria. Dapi lu mai pli giu mal il venter.
Der Clemens, die alte Trompete, habe sich verliebt. Er hänge nur noch in der Beiz herum und starre der Wirtin auf die Unterschenkel. Davon bekommst du Bauchschmerzen, habe ich den Clemens gewarnt, sagt der Gieri. Bauchschmerzen habe er ein einziges Mal gehabt vor Jahren, dann habe er sieben Schnecken lebendig gefressen und mit drei Ave Maria gespült. Seitdem nie mehr Bauchschmerzen gehabt.
So, 24.05.09, 13:00
Unveröffentlicht
2005
Der Bündner Autor Arno Camenisch schreibt zweisprachig — rätoromanisch und deutsch. Im Vordergrund seines Schaffens steht das Sprachexperiment. Seine Kurztexte, deren Rhythmen, Lautklang und Tempo bisweilen Züge serieller Musik tragen, werden — vor allem in seinem rätoromanischen Idiom, dem Sursilvan — zu eigentlichen Klangbildern. Vom Zusammenspiel der Sprachen Deutsch und Rätoromanisch handeln seine Texte dort, wo der Autor beide Sprachen miteinander in Dialog treten lässt
Aus: Arno Camenisch. Ernesto ed autres Manzegnas. 2005
La porta sesarva e silla sava digl esch dalla Helvezia stat il Gion Bi cul manti da pelz da sia mumma selic cun capi e tastga da maun da curom cun verschluss e surri davos meisa rodunda arva el la tasta da maun da curom cun verschluss era quella in’ierta pren ora las poesias ch’el ha scret a casa en stiva culla Hermes metta si il spieghel brin da tgiern ed entscheiva a preleger tochen che la meisa rodunda ei vita e l’ustiera di per oz mo lai cumbien ella offereschi la gervosa
Die Tür geht auf und auf der Türschwelle der Helvezia steht der Gion Bi im Pelzmantel seiner Mutter selig mit Hut und Lederhandtasche mit Verschluss und lächelt am runden Tisch öffnet er die Lederhandtasche mit Verschluss auch die ein Erbstück nimmt die Gedichte raus die er geschrieben hat zu Hause in der Stube auf der Hermes zieht die Brille an fängt an vorzulesen bis der Stammtisch leer ist und die Wirtin sagt für heute ist’s wohl gut sie spendiere ihm das Bier