Florjan Lipuš (AT)
Aus: Das Dorf. Vom Autor selbst aus dem Slowenischen übersetzt; s.a. "Entwürfe" Nr. 3/4, 1994
1989
Aus: Florjan Lipuš. Die Verweigerung der Wehmut. 1989
Auf dem Hauptplatz, wo die Schenken, die altertümlichen Treffpunkte und Schneidestätten der Umwohner, eng beieinander lagen, eine jede mit ihrer eigenen Besonderheit, eine jede ihres besonderen Rufes eingedenk, die genug Anziehungskraft besassen, um sich auch heute nicht von andern Tagen unterscheiden zu müssen, regte es sich aufs neue nach beendeter Vorstellung. Das Jahresfest schlug überall kräftig Wellen, es verlagerte ständig seine Gewichte und schob sie bald vom Rand in den Ortskern, bald von hier auf andere Ränder. Das um die Hütten zusammengescharrte Volk zerstreute sich, Massen ergossen sich über den Marktplatz und verkeilten sich in den Gaststuben, ausgelassen und lärmvoll triebe Scharen Jugendlicher auf der Strasse. Die Sonne war inzwischen in das Weich des roten Talkessels gerollt. Cornion mischte sich in den Wirbel, zwängte sich durch das Gedränge, überliess sich dem betaubenden Treiben und Getümel, den Ausdünstungen, Gerüchen. Fast alle dem Marktplatz zugewandten Fenster standen angelweit offen, die Klappläden weggeschoben, und durchgehends lehnten in der Öffnung die Marktbürger, den Ausblick kostend, das Gewimmel und den Trubel geniessend: Kinder, flachgedrückt auf den Fensterbrettern, Frauen mit aufgeputzten Haar…