Jochen Kelter
Ein Ort unterm Himmel, Leben über die Grenzen
Waldgut Verlag & Atelier Bodoni, 2008
Er ist weit gereist, seinen Gedichten merkt man das an. Er ist aber auch sehr ansässig und mit kritischem Blick dem verbunden, was sich mit «Heimat» umschreiben lässt: das ist seinen Essays zu entnehmen. Und seine Romane zeugen von einer erzählerischen Neugier, die über alle zeitlichen Grenzen hinweg reicht. Bei Jochen Kelter, der schon lange am Bodensee wohnt, am Schweizer Ufer, ist oft die Rede von Grenzen — und von deren Überwindung. Vom Leben an und mit Grenzen handeln auch seine jüngsten Essays.
Aus: Jochen Kelter. Ein Ort unterm Himmel, Leben über die Grenzen. Waldgut Verlag & Atelier Bodoni, 2008
Hochsitz
Ich weiss nicht wo
ich morgen an welchem
Tisch sitzen werde um zu
schreiben was weiss ich
noch nicht habe da
einen Ort verschachtelt
über den Bäumen der Avenue
einen Hochsitz im Nirgendwo
mit Füssen im Sand und Gestein
hier hoch fliegen böse Träume
die weiss ich schon aber weiss
nicht was der Ort zwischen
Himmel und Erde mir aufträgt
zu notieren wo morgen
an welchem Tisch fern ich
sitzen werde um zu schreiben
was weiss ich nicht
über die Welt