Kristin Teresa Schnider
Luna - Frau und Zyklus
2000
Sa, 26.05.01, 10:00
So, 11.05.97, 14:00
Die Kodiererin
1989
Aus: Kristin Teresa Schnider. Die Kodiererin. 1989
Das ist kein Zustand. Draussensein ist kühl und feucht. Falsch ist es, draussen sein zu wollen. Noch schlimmer ist es, einfach draussen sitzenzubleiben. Drinsein. Und nicht zu weit unten bitte. Jemanden haben, auf den ich ein wenig hinunterblicken kann. Bin ich denn nicht an irgendeinem Ort noch brauchbar? Ich will gelehrig sein. Mich unentbehrlich machen. Ich lass' mich wiederverwerten. Ich lass' mich auskernen und neu einrichten, denn draussen kann ich nicht länger bleiben. Es ist einfaltig, sich über das Leben, wie es nun einmal ist, aufzuregen, sagt der Eine. Es ist eine Pflicht, über das Leben, wie es ist, sich aufzuregen, sagt der Andere. Alles hat aber zu schweigen, soll ich es schaffen wieder hineinzukommen. Einen grossen Wunsch könnt' ich mir erfüllen: eine Grabkammer mit zwei oder drei verschiedenen Räumen ganz für mich allein, mit Fenstern, die mir den Himmel zeigen. Vielleicht. Meinen allergrössten Ehrgeiz könnt' ich befriedigen: einmal einen Schreibtisch mit zwei oder drei verschiedenen Schubladen ganz für mich allein, mit zwei oder drei kleinen Schlüsseln. Bestimmt. Und bin ich endlich völlig still, und red ich nie mehr dummes Zeug, dann kommt das grosse Glück noch obendrein: Eine gute Verdauung.