Margrit von Dach
Niemands Tagebuch
1990
Aus: Margrit von Dach. Niemands Tagebuch. 1990
Ich bin, sagt Niemand, eine vorübergehende Erscheinung in der Welt der Erscheinungen.
Ausserdem, sagt er, bin ich derjenige, der sich also sieht: als eine vorübergehende Erscheinung in der Welt der Erscheinungen.
Nicht dass Niemand die Frage, wer er im Grunde und eigentlich sei, damit als beantwortet betrachtete, sie sei vielmehr, sagt er zu einer luftartigen Gestalt, die ihm dabei vorzuschweben scheint, einmal mehr gestellt und immer und immer wie der gestellt, so abgedroschen das auch sein möge, angesichts des jahrtausendealten überaus weitverbreiteten und wiederholten Gebrauchs dieser Frage, der sie, meint Niemand, kurioserweise nicht verbraucht, sondern, wenigstens für ihn, immer brennender und brennender gemacht habe, dass er manchmal wünschte, die Frage möchte alles an ihm, was ebenfalls Frage sei, verbrennen und es möchte nichts von ihm übrigbleiben als das Fraglose, und wäre das auch möglicherweise gar nichts.