Martin R. Dean

Martin R. Dean, geboren 1955 in Menziken. Er studierte Germanistik, Ethnologie und Philosophie. Er lebt als freier Autor, Essayist und Gymnasiallehrer in Basel. (2019)
Sa, 15.05.21, 16:00
Sa, 15.05.21, 19:00
Fr, 31.05.19, 10:00
Fr, 31.05.19, 16:30
Fr, 31.05.19, 21:00
So, 02.06.19, 11:00
So, 02.06.19, 14:00
Fr, 15.05.15, 16:00
Sa, 16.05.15, 12:00
Sa, 16.05.15, 15:30
Sa, 16.05.15, 17:00
Fr, 18.05. – So, 20.05.12, 12:00
Fr, 18.05.12, 14:00
So, 20.05.12, 13:00
Fr, 30.05.03, 16:10
Sa, 31.05.03, 14:00
Sa, 26.05.01, 10:00
Fr, 09.05.97, 10:00
Fr, 13.05.94, 14:00
Fr, 21.05.93, 14:00
Fr, 21.05.93, 17:00
Fr, 21.05.93, 20:30
Fr, 29.05.92, 18:15
Fr, 29.05.92, 21:00
So, 31.05.92, 10:00
So, 31.05.92, 14:00
Aus: Der Mann ohne Licht, Roman, unveröffentlicht
Verärgert knallte Dill das Buch in eine Ecke des Sitzes und zog sich den Kopfhörer des Walkman über den Scheitel. Draussen jagten mitttelständische Häuserreihen, Hangüberbauungen und Schrebergärten vorbei. – „Sonny meets Hawk“! Ein altes Bändchen, das ihm noch immer hart in die Ohren fuhr und kräftig in den Gedärmen rührte. Während der Zug durch einen leeren Bahnhof preschte, begann Sonny tief und staccatohaft mit „Yesterday“. Rauchig und prompt quäkte ihm Hawk entgegen. Dill drehte voll auf, draussen kippten die Wohnsilos weg. Der Zug jagte irgendwo ein ödes Vorgebirge hinauf. Jetzt das nägelkratzende, blechzerschneidende Aufheulen von Sonnys Saxophon, ein grauenhaft bronchiales Geröhre, einfach niederschmetternd. Ton um Ton legte er darauf, wie glühende Münzen auf einen Stock, kippte alles um, lief auf und davon, raste und tobte wie eine stampfende Büffelherde in der Steppe. Draussen ein zugekachelter Kanal, brackiges Wasser und in seinem Kopf diese Herde, eine Meute von Motorradfahrern, die die Lenkstangen herumriss, bremste, quietschte, maulte wie beim Cross. Stück für Stück wurde ihm die Seele durch den Wolf gedreht, das Gehirn soff ab in seliges Vergessen. Ein brachiales Gewitter, dann auf einmal lyrisch, behutsam „All the things you are“. Traurigkeit, Tränen und Tragik. Dill warf die Füsse auf den Sitz und räkelte sich wohlig in den Chorus hinein. Pauls Pianoslo zog ihn nun eher gemächlich, amüsiert über den Viadukt hin. Mit aufkommender Steigung aber meldete sich Hawk wieder, trötete sich zielstrebig hoch und zog eine jammernde, wie aus allen verschweissten Nähten platzende Apokalypse durch. Mitleidlos, wie sie sich gegenseitig hoch- und niederspielen, dachte Dill erfreut. Er war jetzt so aufgeregt, dass er mit den Knien wackelte und eine Zigarette nach der andern rauchte.