Ralf Schlatter

Geboren 1971 in Schaffhausen, lebt in Zürich. Autor von Romanen («Sagte Liesegang», Limbus Verlag) und Hörspielen («Nudelsonntag»). Schlatter ist Teil des Kabarettduos schön gut. (2015)
Werke (Auswahl)
Rumantsch grischun.
2006
Federseel.
Kein & Aber Verlag, 2002
Rumantsch grischun
2006
Aus: Ralf Schlatter. Rumantsch grischun. 2006
VINZENZ Also, fangen wir gleich mal an. «Lecziun in. Buna Saira. Jau hai num Vinzenz. E vus?»
MARTINA «Peter Schmid».
VINZENZ Nai, du muesch säga, wie du haissisch.
MARTINA Ja, «Peter Schmid»!
VINZENZ Jo, scho, aber das staht nume da, das isch als Bispiel. Also nomoll. «Jau hai num Vinzenz. E vus?»
MARTINA Martina Burki. – Jo super, lärni vil romanisch bi däm Satz.
VINZENZ E vus, co avais vus num ?
HEIDE Jau hai num.
VINZENZ Co avais vus num?
HEIDE Jau hai num.
VINZENZ Heide.
HEIDE Heide.
VINZENZ Jau hai …
HEIDE Ach so. Jau hai num Heide.
MARTINA Tönt wie chinesisch, do verrecksch. Jau hai tsching tschong!
VINZENZ Bitte Martina. Gömmer grad zum zweite Blöckli do: «Avais vus num Peter Schmid?»
Sa, 27.05.06, 14:00
Federseel
Kein & Aber Verlag, 2002
Aus: Ralf Schlatter. Federseel. Kein & Aber Verlag, 2002
Frau Amann, das wusste Georg, konnte kein Blut sehen. Die Katze sei es gewesen, ganz eindeutig, behauptete er später, sie habe ihn vorsätzlich abgelenkt, als er die Axt schon hoch über den Kopf gehoben hatte, die linke Hand am Holzscheit, zu schwer die Axt, um ihren Fall noch aufzuhalten, dann der Schrei der Katze, sein Kopf sei für einen Sekundenbruchteil zur Seite geschnellt, dann der Blick zurück auf den Finger, der vom Scheit wegsprang wie die Karotte unter dem Küchenmesser. Der Finger fiel neben Frau Amann ins Sägemehl. Sie liess die Katze fahren, schrie, erbleichte, fiel. Auch ihm sei übel geworden, erzählte Hugo später, man höre zwar von den Fällen, wo Finger wieder angenäht würden, aber den würde er gerne sehen, der seinen Sohn verbluten lässt und stattdessen einen Finger sucht im Sägemehl und damit zur nächsten Tiefkühltruhe geht, abgesehen davon habe Georg geblutet wie eine Sau und daneben sei die Amann gelegen, ohnmächtig und blutleer, und er, Hugo, sei schon stolz, dass er die Ader gefunden habe an Georgs Arm, und sie richtig zugedrückt habe, nach Georgs Namen habe er immer wieder gefragt und Georg habe ihn plötzlich aus großen Augen angesehen und gesagt «Ge- Georg». Später dann, im Stillen, musste Georg zugeben, der erste Teil der Rache war heftiger ausgefallen als geplant.