Renato P. Arlati

1936-2005. Lebte in Zürich. (2016)

Werke (Auswahl)

Des Mündels Tag- und Nachtgeschichte.
1986

1988

Des Mündels Tag- und Nachtgeschichte

1986

Aus: Renato P. Arlati. Des Mündels Tag- und Nachtgeschichte. 1986

Wer ist „Rose“ in Georgs Geschichte? Ist sie es nicht? Sie selbst?
„Sie selbst wird es wohl sein“, dies sagt F. und sucht... „Wo ist sie“ fragt F. – Diesmal stand er im Nebenraum vor dem hübschen, kleinen Schreibpult. Auf diesem lag ein Blatt, auf dem einige Schriftzeichen gekritzelt standen. Ein, wie es schien, nicht zu Ende geschriebener Satz, eine Anmerkung. – Georg stellte fest, dass dieser (gemeint ist Herr F.) nicht las, obwohl er sein Gesicht nahe an das Blatt hielt (sein Gesicht befand sich über dem Blatt). Eine Weile, länger, als man braucht, um einige Zeilen zu schreiben, blieb er, die Arme auf dem Rücken verschränkt gebückt... – „Im anderen Raum“, hauchte Georg „es ist wunderbar!“ – „Das kann ich mir denken.“ – „Schauen Sie nicht hinüber“, bat Georg mit faltigen Händen, „fragen Sie nicht, was sie tut, wer es ist, und woher... Es war so:“, begann Georg. Er wurde jedoch sogleich unterbrochen. Er hatte einige kleine Schritte zum Fenster getan und war ganz in sein Vorhaben, das Erscheinen von Marianne G. und auf die Fragen, von denen er gewünscht hätte, F. würde sie nicht stellen, einzugehen. Gewiss wusste er durch Mariannes Mund selbst; Die ihm in dunklen Laub einer Kastanie geflüsterten Worte, die ihr Kommen und Gehen, (eine seltsame Begegnung), etwas Begreiflichkeit verliehen hatten.


Fr, 13.05.88, 14:00

Lesung
Kreuzsaal