Thilo Krause

Thilo Krause, geboren 1977. Promovierte an der ETH in Zürich und arbeitete danach lange in der Forschung. 2012 wurde seine erste Gedichtsammlung «Und das ist alles genug» veröffentlicht. Für sein literarisches Werk wurde er vielfach, u.a. mit einem der Schweizer Literaturpreise, ausgezeichnet.
(2023)
Werke (Auswahl)
Dass uns findet, wer will.
Carl Hanser Verlag, 2023
Elbwärts.
Carl Hanser Verlag, 2020
Was wir reden, wenn es gewittert.
Hanser Verlag Berlin, 2018
Um die Dinge ganz zu lassen.
Poetenladen, 2015
Und das ist alles genug. Gedichte.
Poetenladen, 2012
Dass uns findet, wer will
Carl Hanser Verlag, 2023
Thilo Krauses schmales, aber gewichtiges, schon mehrfach ausgezeichnetes lyrisches Werk besticht durch Musikalität, Bildkraft und Gedankentiefe. Dem an Johannes Bobrowski und Peter Huchel geschulten Dichter gelingt es in seinen reimlosen, rhythmisch subtilen Gedichten, die Welt seines Grossvaters und Vaters, aber auch seine eigene Kindheit und Jugend, seine Reisen und Lektüren lebendig werden zu lassen. Krause schreibt lakonisch und anschaulich; seine Sprache vermeidet jedes raunende Pathos.
Aus: Thilo Krause. Dass uns findet, wer will. Carl Hanser Verlag, 2023
«Tief unter den Birnbaum duckte ich mich
als die Russen in Überschall gingen.
Doppeldonner, das Elbtal hinauf.
Großvater, auf seinem erdigen Kissen
schnitt schwitzend die Rosen.
Als die Jäger über den Giebeln erschienen
hob er die Hand mit der Schere
stach Richtung Himmel.
Die einzigen Länder, denen Großvater traute
waren jene auf den rostigen Karten
im Innern der Gießkannen.»
Sa, 20.05.23, 10:00
Sa, 20.05.23, 16:00
Elbwärts
Carl Hanser Verlag, 2020
Im ersten Roman von Thilo Krause besucht ein junges Paar nach Jahren die Welt seiner Kindheit in der sächsischen Schweiz. Dabei kommt es zur Begegnung des Erzählers mit seinem Jugendfreund Vito, der bei einem gemeinsamen Abenteuer damals ein Bein verlor. Der Erzähler fühlt sich schuldig. In seiner Erzählung überblendet er Bilder aus der ehemaligen DDR mit der Gegenwart der «neuen Bundesländer» auf so beiläufige wie eindringliche Weise. Die leuchtende, genaue Sprache verrät Satz für Satz den Dichter.
Die Veranstaltungen der 43. Solothurner Literaturtage fanden aufgrund der Corona-Pandemie hauptsächlich als Video- und Audio-Livestreams sowie Zoom-Veranstaltungen statt.
Aus: Thilo Krause. Elbwärts. Carl Hanser Verlag, 2020
Das ist mein Fels. Ein windiges Riff, ein paar knotige Kiefern. Abends komme ich hierher, um unser Haus von oben zu sehen. Ich sitze vorn am Abgrund. Hinter meinen Zehen schwanken die Baumkronen, dass ich schwindlig den Blick heben muss. Strasse, Felder, Dorf. Und kommt einer heim mit dem Auto, biegt ein zwischen die Häuser, flirrt Staub über den Äckern.
Fr, 14.05.21, 17:00
So, 16.05.21, 10:00
So, 16.05.21, 13:00
Was wir reden, wenn es gewittert
Hanser Verlag Berlin, 2018
Der Alltag in der Stadt oder ein Aufenthalt im Süden, die Beziehung zum eigenen Kind oder aus Fotografien geschöpfte Assoziationen, Naturerscheinungen oder Kindheitserinnerungen – mit ein paar wenigen, präzise gesetzten Worten hält Thilo Krause Augenblicke fest. Seine Gedichte übertragen das Eigenleben der kleinen Dinge in einprägsame Sprachbilder.
Aus: Thilo Krause. Was wir reden, wenn es gewittert. Hanser Verlag Berlin, 2018
Zürich, um Null
Und stehe auf und bin
nah an der Stadt
die auch aus diesen Räumen ist:
treibender Staub
Ritzen unter den Türen
durch die Licht sickert
und bin
bei den Kindern
die perlen in ihrem Leben
wie die Blasen in der Wasserflasche
die offen auf dem Küchentisch steht.
(...)
Fr, 11.05.18, 15:00
Sa, 12.05.18, 12:00
Sa, 12.05.18, 18:30
So, 13.05.18, 10:00
Um die Dinge ganz zu lassen
Poetenladen, 2015
Thilo Krauses Lyrik steckt das Feld zwischen finsterer Stimmung und hellem Pathos ab. Im Laufe der Jahreszeiten beweist der bescheidene Dichter ein feines Sensorium für die kleinen Dinge wie die Käferlarve, doch entgeht er dabei jedem Eskapismus: Seine Welt ist ein Sammelsurium an Begegnungen, Erfahrungen, Erinnerungen und Assoziationen. Ihr gemeinsamer Nenner ist die Gelassenheit, mit der der Dichter den Welten innen und aussen entgegentritt und sie in Verse fügt.
Aus: Thilo Krause. Um die Dinge ganz zu lassen. Poetenladen, 2015
Licht, nachts
durch die zusammengekniffenen Schlitze
der Jalousien. Schneelicht
das uns das Zimmer weit macht
als sei es ein Leichtes, durch die Wände zu treten.
Im Traum Nebelbänke, froststarr.
Wir rufen uns
mit knirschenden Stimmen
von Schlaf zu Schlaf.