Zora del Buono

Geboren 1962 in Zürich. Sie studierte Architektur an der ETH Zürich und arbeitete mehrere Jahre als Architektin und Bauleiterin, bevor sie mit dem Schreiben begann. Sie ist Gründungsmitglied und Kulturredakteurin der Zeitschrift mare und seit 2008 freie Autorin.
(2021)
Werke (Auswahl)
Die Marschallin.
C. H. Beck Verlag, 2020
Hinter Büschen, an eine Hauswand gelehnt.
C. H. Beck Verlag, 2016
Das Leben der Mächtigen. Reisen zu alten Bäumen.
Matthes & Seitz Berlin, 2015
Gotthard. Novelle.
C. H. Beck Verlag, 2015
Hundert Tage Amerika.
mareverlag GmbH & Co. KG, 2011
Big Sue.
mareverlag GmbH & Co. KG, 2010
Canitz' Verlangen.
mareverlag GmbH & Co. KG, 2008
Die Marschallin
C. H. Beck Verlag, 2020
Zora del Buono erzählt in «Die Marschallin» von ihrer slowenischen Grossmutter, die nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Radiologen Pietro Del Buono in Bari ein grossbürgerliches Haus führt. Beide sind Kommunisten und kämpfen gegen Mussolini. Die Enkelin schildert ihre Grossmutter als sensible, dominante und zerrissene Figur. Zu Beginn chronologisch erzählt, mündet der Roman in einen furiosen Schlussmonolog der Grossmutter. Ein lebenspraller Gesellschaftsroman mit Tiefgang.
Die Veranstaltungen der 43. Solothurner Literaturtage fanden aufgrund der Corona-Pandemie hauptsächlich als Video- und Audio-Livestreams sowie Zoom-Veranstaltungen statt.
Aus: Zora del Buono. Die Marschallin. C. H. Beck Verlag, 2020
Man hat diese Frau gefürchtet und bewundert, viele haben sie verehrt. Ich habe sie einfach nur geliebt. Unsere Grossmutter habe einen starken Charakter gehabt, hiess es immer. Sie sei feurig gewesen. Grosszügig. Starrsinnig. Oder auch: herrisch. Wenn man über sie sprach, warf über kurz oder lang jemand ein: Wäre sie ein Mann gewesen, sie wäre Major geworden, eher noch Marschall, vielleicht sogar Staatspräsident. So wie er. Wie Josip Broz Tito. Sollte sie vergiftet worden sein, dann seinetwegen. Man hätte auf die Autopsie nicht verzichten sollen.
Fr, 14.05.21, 18:00
Sa, 15.05.21, 10:00
Sa, 15.05.21, 17:00
Hinter Büschen, an eine Hauswand gelehnt
C. H. Beck Verlag, 2016
Die 50-jährige Journalistikdozentin Vita Ostan gibt einen Summerschool-Kurs in den USA und verliebt sich in Zev, ihren begabtesten Studenten. Vor dem Hintergrund der Geheimdienstenthüllungen durch Edward Snowden erzählt der Roman dicht und mitreissend von politischer Aufgeregtheit und erotischer Verunsicherung.
Aus: Zora del Buono. Hinter Büschen, an eine Hauswand gelehnt. C. H. Beck Verlag, 2016
Ich stand vor ihm, konnte nicht mehr sprechen, sah nicht mehr seine Jugend, sondern steckte auf einmal wieder in meiner eigenen, wir waren gleich alt, gleich unerfahren, ich war verstockt und schüchtern, wollte gerade die Hand ausstrecken, da schwang plötzlich der Boden, mir war schwindelig, die Lampe flackerte, jemand kam auf der Brücke auf uns zu, ein Mann, wer war das bloß, einer vom College oder ein townie? Es war weit nach Mitternacht, ich drehte mich weg, wollte nicht erkannt werden, drückte mich an das Geländer, spürte das Holz an meiner Wange, es war absurd.