Jürg Schubiger

1936–2014. Geboren in Zürich. Studium der Germanistik, Psychologie und Philosophie. Ab 1979 arbeitete er vorwiegend als Psychologe in seiner eigenen Praxis. Nach seiner Pensionierung war er freier Schriftsteller. Seine Bücher für Kinder und Erwachsene wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und 2008 mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis. (2015)
Oeuvres (Selection)
Das Kind im Mond.
Peter Hammer Verlag, 2013
Überall ist leicht zu verpassen.
Jacoby & Stuart, 2012
Der Wind hat Geburtstag.
Peter Hammer Verlag, 2010
Die Geschichte von Wilhelm Tell.
Verlag Nagel & Kimche AG, 2003
Wo ist das Meer?.
Beltz & Gelberg Verlag, 2000
Hinterlassene Schuhe.
1989
Albumblatt zwei.
1989
Haus der Nona, Eine Kindheit im Tessin.
1980
Überall ist leicht zu verpassen
Jacoby & Stuart, 2012
Ein Mädchen, eine Frau, ein Stier und ein Wolf, der Wolf heisst und gerne Zigaretten raucht, treffen in Schubigers Geschichte aufeinander. Ein faszinierender Text, der weder an ein Zielpublikum noch an ein Genre denkt. Sondern nur der Literatur verpflichtet ist. Poesie pur!
De: Jürg Schubiger. Überall ist leicht zu verpassen. Jacoby & Stuart, 2012
Die Erzählung beginnt mit einem kleinen Mädchen, klein oder mittelgross,...
Ve, 10.05.13, 10:00
Sa, 11.05.13, 17:00
Di, 12.05.13, 13:00
Überall ist leicht zu verpassen
Jacoby & Stuart, 2012
Ein Mädchen, eine Frau, ein Stier und ein Wolf, der Wolf heisst und gerne Zigaretten raucht, treffen in Schubigers Geschichte aufeinander. Ein faszinierender Text, der weder an ein Zielpublikum noch an ein Genre denkt. Sondern nur der Literatur verpflichtet ist. Poesie pur!
De: Jürg Schubiger. Überall ist leicht zu verpassen. Jacoby & Stuart, 2012
Die Erzählung beginnt mit einem kleinen Mädchen, klein oder mittelgross,...
Ve, 10.05.13, 10:00
Sa, 11.05.13, 17:00
Di, 12.05.13, 13:00
Die Geschichte von Wilhelm Tell
Verlag Nagel & Kimche AG, 2003
De: Jürg Schubiger. Die Geschichte von Wilhelm Tell. Verlag Nagel & Kimche AG, 2003
«Ach, dieser Wilhelm», hörte Walter seine Mutter seufzen. «Spaziert unter dem Hut eines Landvogts vorbei, als wärs ein Baum auf dem Feld. Immer gerät er in Schwierigkeiten, immer ist er ausgerechnet da, wo eine Gefahr droht. Und wenn er dann festsitzt, macht er ein verdutztes Gesicht und sagt: ‘Himmelherrgottdonnerwetter’.» Sie nahm die Schürze vor die Augen und zerknüllte sie mit beiden Händen. Sie schluchzte einmal laut auf. Dann wischte sie sich die Nase ab und sagte: «Ich habe genug. Letzten Herbst, beim Roden in der Oberen Egg, hat ihn ein Baum beinahe erschlagen.»
«Beinahe!» Martha versuchte zu beruhigen, ihre Stimme klang aber hart.
Walter, der beim Holzen dabei gewesen war, schmunzelte kurz. Zu mehr kam er nicht, solange er ass. Doch erinnern konnte er sich auch mit vollem Mund: Vater hatte vor lauter Schreck nur «Donnerwetter» herausgebracht, als der Baum dicht neben ihm aufschlug. Wirklich gefährlich war es vermutlich dann, wenn er bloss noch «Wetter» sagen konnte.
Ve, 21.05.04, 14:30
Sa, 22.05.04, 11:00
Wo ist das Meer?
Beltz & Gelberg Verlag, 2000
Wie kann man sich die Entstehung eines Zusammenspiels von Bild und Text denken? In der Werkstatt der Illustratorin Rotraut Susanne Berner kommt das Spiel etwa so in Gang: Beim Lesen des Textes stellen sich erste diffuse Assoziationen ein – oft noch kein Bild, sondern ein Wort oder ein „wortähnliches Gekritzel“. Woher, „das wissen die Götter“. Diese Einstiegs-“Formel“ kann dann weiterführen. Manchmal ist es auch eine noch herumliegende Zeichnung aus einem ganz anderen Zusammenhang oder etwas Gehörtes oder anderswo Gelesenes, das sich ergänzend dazustellt. Entscheidend in dieser Phase ist, dass die Illustratorin „wie ein guter Schiedsrichter“ nur den Spielablauf schützt. Wenn es ihr gelingt, sich selber nicht zu sehr einzumischen, hat sie Glück. Das unangestrengte Spielenlassen ist nicht einfach herstellbar.
Rotraut Susanne Berner nähert sich dem Spielgeschehen mit den altmodischen und unpsychologischen Vokabeln „Götter“ und „Glück“. Das tut sie nicht aus Naivität, sondern aus Respekt vor dem, was gerade ohne genaue Erklärung wunderbar funktioniert.
(Jürg Schubiger)
Sa, 26.05.01, 16:00
Albumblatt zwei
1989
De: Jürg Schubiger. Albumblatt zwei. 1989
Albumblatt zwei
Aus dem dunklen, engen Korridor sehe ich im weissen Licht meinen Vater. Er sitzt auf dem Klosett, auf dem Ring aus Eichenholz, und raucht. Um die Waden hat er einen Hosenwulst und lose Hosenträger. In der halboffenen Tür lehnt die Mutter. Sie unterhält sich mit ihm. Ihr Gesicht ist dunkel auf meiner Seite, hell auf der Seite des Vaters. Das Schnauben der Wasserspülung. Der Vater rasiert sich. Er legt einen weissen Kartonkragen um den geröteten körnigen Hals. Nur wenn er das Kinn zur Decke reckt und dabei stöhnt, kann er den Kragenknopf schliessen.
Ve, 05.05.89, 16:00
Haus der Nona, Eine Kindheit im Tessin
1980