Paul Nizon

Geboren 1929 in Bern. als Sohn eines Russen und einer Schweizerin. Er promovierte in Kunstgeschichte und war mit 32 leitender Kunstkritiker bei der NZZ, bevor er sich der Literatur zuwandte. Seit 1977 lebt er als freier Autor in Paris. Diverse Auszeichnungen, u.a. 2014 mit dem Grand Prix Literatur. (1998)
Opere (Selezione)
Die Zettel des Kuriers - Journal 1990 - 1999.
Suhrkamp Verlag, 2008
Hund. Beichte am Mittag.
Suhrkamp Verlag, 1998
Über den Tag und durch die Jahre.
1991
Im Bauch des Wals.
Suhrkamp Verlag, 1989
L'année de l'amour.
1985
Am Schreiben gehen, Frankfurter Vorlesungen.
1985
Diskurs in der Enge. Aufsätze zur Schweizer Kunst.
1970
Canto.
Suhrkamp Verlag, 1963
Die Zettel des Kuriers - Journal 1990 - 1999
Suhrkamp Verlag, 2008
Paul Nizon hat 2007 für sein Gesamtwerk den Kranichsteiner Literaturpreis des Deutschen Literaturfonds erhalten. Zu seinen bekanntesten Werken gehören der frühe Rom-Roman ,«Canto», der Paris-Roman «Das Jahr der Liebe» und seine Prosa-Caprichos «Im Bauch des Wals» Lebenshunger Weltsucht, Aufbruch und Fremdsein, das sind die grossen Themen Nizons. In regelmässigen Abständen erscheinen auch seine Journale - dieses Frühjahr unter dem Titel «Die Zettel des Kuriers» jenes zu den Jahren 1990-99: ein schönes Buch voller Trouvaillen, das selbst eine ist.
Da: Paul Nizon. Die Zettel des Kuriers - Journal 1990 - 1999. Suhrkamp Verlag, 2008
Spürhund? Was gibt es aufzuspüren? Gibt es eine Spur, der verlohnt? Das Leben ist Zweck und Gegenstand des Lebens, dessen Erhellung, nicht aber intellektuelle Sezierung, nur eben so weit, dass Weg-Lust entstehe. Haben denn die anderen wirklich ein Ziel? Ich bin auch bloss ein Spürhund, dachte ich früher, der die Räume durchmisst, die Felder zum Wogen bringt oder nur so dasteht und schnuppert. Man weiss nicht, was mein Schnüffeln und Rennen soll. Wessen Hund bin ich. Was ich apportiere. Ich bringe eine Art Botschaft von Mensch zu Mensch, ich möchte eine Spur hinterlassen. Wer hält mich an der Leine, wer lässt mich lachen, wer pfeift mich heran, zu was bin ich nütze? Dachte ich. Und weiter für das Buch vom Hund. Paris, 7. August 1993.
Ve, 02.05.08, 17:00
Hund. Beichte am Mittag
Suhrkamp Verlag, 1998
Da: Paul Nizon. Hund. Beichte am Mittag. Suhrkamp Verlag, 1998
Nur keine Geschichte, nur keine Vita, nur kein Erkennungsbild. Nur Verbrecher haben einen Steckbrief, und der ist ihnen angedichtet. Nur nicht öffentlich werden. Ich will im Dunkeln bleiben. Ich wollte immer im Dunkeln bleiben, sogar in der Ehe. Fragte mich meine Frau, wie ich den Tag verbracht habe, sagte ich: Wie soll ich es wissen? weiss ich es? Ich weiss nur, dass ich mich mit den verfluchten Akten herumschlug, mit Vorgängen, die mich im Grunde nichts angehen und die mir überdies den Tag wegstahlen. Ich weiss nicht einmal, wie das Wetter war, ich war ja aus allem ausgesperrt. Der und jener hat angerufen, sagte ich, doch es ist müssig, darüber auch nur ein Wort zu verlieren, du kennst ja den Anrufer nicht. Gib mir die Zeitung, sagte ich und ging hinter der Zeitung in Deckung. Es war selten, dass wir ungezwungen ins Plaudern kamen und wurde mit der Zeit immer seltener. Nur im Bett fanden wir zwischendurch zueinander. War es der Fall, hätte ich vor Rührung weinen mögen. Warum weinst du? Haben wir es nicht gut, war es nicht gut eben jetzt? Ich fand keine Antwort.
Ve, 22.05.98, 20:30
Über den Tag und durch die Jahre
1991
Ve, 21.05.93, 17:00
Ve, 21.05.93, 20:30
Am Schreiben gehen, Frankfurter Vorlesungen
1985