Adrian Baumgaertner
Aus: Synchronisieren IV
... wenn ich dasitze wie nicht wissend wovon die ganzen Wörter eingentlich Bedeutung tragen in Sprache, die zu sprechen scheinbar an Wörtern immer wieder scheitert, womöglich auch an Gefühlsausbrüchen und an begleitender Mimik und Gestik, dann sitze ich schräg gegenüber zu ihr hin, fasle von Fallsüchten und Revolutionen (sind sie Synonyme für ganz etwas anders), «das ewige Wiederholen allen Widerständen zum trotz? letztlich im besten Falle nur ein Totentanz? Und all die ganzen Menschen ohne Möglichkeit, auch nur eine Ahnung zu haben von Tanzen?»: Jede Menge Maschinen auf'm Werkhofareal arbeiten sie unter der Schädeldecke rund um die Uhr, produzieren Vorstellungen und Wünsche, süchtiges Sehnen nach sowas wie Liebe, die Funktionen normiert, die Beziehungen hierarchisch: «all your love - will it save the world From what we can't understand? Oh no I don't believe it»*, sowas wie Liebe, die umschlingt mich zärtlich von hinten, doch dann rückt sie schon auf dem Sofa wieder von mir ab, die Maschinen arbeiten Serien - wie auch Einzelstücke: während ich dasitze wie schräg diagonal zu ihr hin hinüber, registriere ich ihre Formen und Inhalte zu Empfindungen, dort, wo die Wörter abbrechen, sich auflösen in Bildern, qua-si zersetzen, im Irrealen: wie ich da sitze und ihre Formen und Inhalte zu Empfindungen von Bewegung, von Strömen und Strömungen, auch von gelegentlichen Stromschlägen beim Berühren herabhängender Drähte, würde ich sprechen, den ganzen Fluss zerhacken und zerlegen mit Lauten, die irgendwo aus dem ortsüblichen Dialekt herausgekramt das Phoneminventar der näheren Umgebung repräsentierten:
* Frank Zappa: «Oh no!» auf «Weasels ripped my flesh»