Andri Perl
Die fünfte, letzte und wichtigste Reiseregel
Elster Salis Verlag AG, 2010
Folge den Gedichten, so lautet die fünfte, letzte und wichtigste Reiseregel im beeindruckenden Romandebut des Bündners Andri Perl. Gemeint sind die geheimnisvollen Gedichte des verschollenen Grossonkels, denen Christoph Roth vom Engadin aus in den Süden folgt und die alle einen Ortsnamen im Titel tragen: Lavin, Meran, Venedig, Florenz, Siena, Rom, Genua, Marseille, Dijon, Paris, Saint Malo, Bordeaux. Andri Perl ist Mitglied der Rapcrew Breitbild und des Hip-Hop-Kollektivs Bauers. Für «Die fünfte, letzte und wichtigste Reiseregel» erhielt er 2007 den literarischen Werkbeitrag der Stadt Chur.
Aus: Andri Perl. Die fünfte, letzte und wichtigste Reiseregel . Elster Salis Verlag AG, 2010
Jemand hat sich töten lassen, die Bahn steht still im Engadin. Sie steht halb in der Morgensonne, die den ersten echten Sommertag dieses so wichtigen Sommers ankündigt, halb steht sie in der Galerie, die sie vor Steinschlag und Staublawinen, nicht aber vor Sterbewilligen schützt. Ja, mit dem Schutz verhält es sich hier gegenteilig, da Lebensmüde sich hinter den mächtigen Betonpfeilern verbergen können und dann, wenn die Lokomotive unmöglich noch bremsen... Da steht die Bahn, ich sitze drin.