Barbara Köhler
Niemands Frau
Suhrkamp Verlag, 2007
Die Sprache ist ihr ein Medium, das stets verändert und erweitert werden kann – bis hinein in den Raum des Gegenständlichen und des Bildhaften. Das Experimentelle wird für Barbara Köhler dabei niemals zum Selbstzweck. Es dient ihr als Mittel zur Erkundung der menschlichen Existenz und der Ausdruckswelten. In diesem Sinne hat Barbara Köhler mit «Niemands Frau» die «Odyssee» auf furiose Weise neu interpretiert.
Aus: Barbara Köhler. Niemands Frau. Suhrkamp Verlag, 2007
Nocheinmal zurückkommen: auf einen stoff, um die 3000 jahre alt, Penelopes web, bei dem nacht für nacht gemach¬tes rückgängig gemacht, das alltägliche hin und her des webschiffchens wie¬der verkehrt wird, bewegung zu gegenbewegung, ein in die zeit ausgeweitetes gewebe, bleibend vorerst die kett¬fäden, vertikales; der eine schussfaden, waagerecht, aber kommt und geht, beides zurück auch.
Nocheinmal zurückkommen: auf das meer, und vom schiffchen aufs schiff, auf die reise der reisen: die Odyssee, ein zurückkommen aus einem krieg, aus zehn jahren krieg zehn jahrerück¬reise, rück¬schläge für Odysseus, jenen wendigen, vielgewandten mann…