Elisabeth Binder
Orfeo
Klett-Cotta Verlag, 2007
Aus: Elisabeth Binder. Orfeo. Klett-Cotta Verlag, 2007
Nun lag auch Mailand schon hinter ihm.
Der Abstand von zuhause – Haus und Garten – wurde grösser und grösser. Das hatte ihn zu Beginn noch mit einer vagen Aufbruchstimmung erfüllt.
Nun nicht mehr.
Die Zeitung, die er mitgenommen hatte, war längst ausgelesen. Von den Büchern, die in seinem Gepäck lagen, war keines erreichbar. Es wäre ihm jetzt zu umständlich gewesen, das in der Höhe sorgfältig Verstaute herunterzuholen, zumal er nicht sicher war, ob er es allein ohne weiteres (mit dem gehörigen sportlichen Schwung) wieder hätte hinaufstemmen können.
Zwei Geschäftsherren ihm gegenüber, die gerade noch überaus wichtige Sachen zu verhandeln hatten, waren eingeschlafen, eine junge Frau neben ihm las in einer Illustrierten.
Und da es draussen auch nichts Ermutigendes zu sehen gab, hatte er irgendwann angefangen, den Regen zu beobachten, der in wüsten Rinnsalen über das Fenster des Zugabteils trieb.
Seit er in Zürich eingestiegen war, regnete es. Daran hatte auch der Gotthard nichts geändert. Die Alpensüdseite.
Es regnete und regnete und regnete.
In wilder Hast, dazu fast waagrecht liefen die Tropfen über die Scheibe. Das kam, sagte er sich (mit seinem alten Technikerverstand), vom Tempo des Zuges.
Beides: die Geschwindigkeit der Tropfen und die Schräge ihrer schlottrigen Bahnen musste eine –