Ernst Halter
Fr, 31.05.19, 11:00
Fr, 31.05.19, 15:00
So, 24.05.09, 15:00
Sa, 15.05.99, 10:00
Aus: unbekannt
Jede Geschichte gehorcht den Gesetzen der Physik; anders könnte sie keine Gestalt gewinnen. Sie bildet sich freiwillig unfreiwillig aus andern Geschichten: ein Stern aus einer heissen Gaswolke, sie ist deren begründbare Folge, denn einen Anfang nach dem Urknall gibt es nicht. Wo ein Geschehen aus Geschehenem herauswächst, die Kraft zur eignen Gestalt sich durchsetzt, wo Gravitation und Rotationsenergie eines Massepunkts die Umgebung differenziert zu beeinflussen beginnen, da wird Geschichte. Die Bestimmung dieses kritischen Augenblicks kommt einer Definition des Standorts von Beobachter und Berichterstatter in der Zeitgleich. Den Erzähler wie den Hörer interessiert nicht die abstrakte vierte Dimension, darin die Menschen und ihre Geschicke gesetzmässig sichtbar werden, sich konstellieren und erlöschen: ihn fesselt das scheinbar Ungesetzliche die plötzlichen Beschleunigungen, die wellenartigen Verdichtungen, die Triibungen und Turbulenzen, die ein Ereignis anzeigen. Dies muss keine Supernova sein; es genügen Lichtschwankungen eines Sterns. Vielleicht umkreist ihn ein rot vereister Komet, vielleicht verdunkelt ihn ein unsichtbarer, erloschener Begleiter.