Felix Philipp Ingold

Geboren am 27. Juli 1942 in Basel. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Slawistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Basel und Paris. Arbeit als Publizist, Übersetzer und Journalist. Ordinarius (emeritiert) für Kultur- und Sozialgeschichte Russlands an der Universität St. Gallen. Lebt in Zürich und Romainmôtier. (2015)
Aus: Alles anders wahr
Danach
ju-jubeln die leeren
Strände. Keine Insel mehr
die nicht gehört.
Die Meere sind längst ein-
genommen und
ihr buckliger Grund ist
abgefragt. Und
aber wo die Flüsse sind
und welche Wahrheit
zu den Quellen steigt
weiss keiner.
Ausser der alleinigen
Erde die brennt.
So, 08.05.05, 12:30
Aus: unbekannt
Totzusagen jetzt der Tag
der kommt. Der Horizont ins Lot
gekippt als war’s
für immer. Dass Erhabenes
ragt aber quer.
Ist dort der wahre Jahwegrund. Wo
überm Jabbok liegt
als Brücke Jaakobs Leiter.
Rasch senkt
die Rechte den Schatten
von morgen ins klirrende Schilf. Was
rückwärts spricht. Und der Sopran des einen
Schiffs droht wie das Glück
des andern.
Fr, 29.05.92, 16:00
Aus: Ein Jenseits aber wo es keine Namen gibt auch kein Vergessen.
Lagebericht
Gut geschrien hör mal lauter
Trost. Über all dem Diversen
ganz das Gedächnis vergessen. Baut er
denn weiter am Vater. Den Versen
hilft er auf! auf! auf die Füsse.
Anderseits die Schlüsselbeinmulde
wird schön vollgelaufen schwarz vor
Süsse.
Sein oder nicht sein Name schulde
ihr keiner. Der narrt sich da die Gravitation
er steigt und steigt. Nur Neutrum bleibt
vorsorglich hat sich einverleibt
was ist. Die Wirklichkeit auf und davon
geht dem der schreibt
nicht aus dem Kopf. So laut er schreit.
Beginnen wir (los!)
noch einmal ganz gross
bei den Weich- und Schalentieren. Wenn
wir eine Zukunft haben nicht wahr
ist es diese. Nochmals von vorn. Au! wunderbar.
Wir lassen uns entsorgen bis wir
was wir
sind
gewesen sind.