Flavio Steimann

Geboren 1945 in Emmen. Er absolvierte eine Ausbildung zum Primar- und Sekundarschullehrer und arbeitete als Sprachlehrer in Willisau. Er veröffentlichte Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten und Theaterstücke. Er lebt in Luzern. (2021)
Werke (Auswahl)
Krumholz.
Edition Nautilus Verlag, 2021
Bajass.
Edition Nautilus Verlag, 2014
Vögtlin ANNA. Kantate..
Ettiswil, 1999
GILGAMESCH, Szenische Fassung.
Alpnach, 1995
Aperwind. Erzählung.
1987
Passgang.
1986
Krumholz
Edition Nautilus Verlag, 2021
Nach seinem erfolgreichen dritten Roman «Bajass» führt uns Flavio Steimann nun mit grossartiger Sprachgewalt in eine aufwendig und plausibel recherchierte entschwundene Welt und verknüpft die Schicksale zweier randständiger Menschen, die sich nicht suchen, aber auf fatale und schmerzhafte Weise doch begegnen. Angelehnt an den historischen Mordfall um Anselm Wütschert 1915 im Luzerner Seeland erzählt Steimann eindringlich die Geschichte der taubstummen Waisen Agatha und die ihres Mörders.
Die Veranstaltungen der 43. Solothurner Literaturtage fanden aufgrund der Corona-Pandemie hauptsächlich als Video- und Audio-Livestreams sowie Zoom-Veranstaltungen statt.
Aus: Flavio Steimann. Krumholz. Edition Nautilus Verlag, 2021
Die kirschblattgrosse Spiegelscherbe im ledernen Oval, die das Kind gefunden hat, gehört zu den Schalanken eines Kutschengespanns; das falbe Ardennerpferd im ungarischen Festgeschirr muss sie auf einer Hochzeitsfahrt vor der Kapelle verloren haben.
Immer wieder nimmt es den geheimnisvollen Schatz in seine kleine Hand und fährt mit den Fingerkuppen über den Wulst und die feinen Nähte aus Zwirn, dann legt es den glatten, schwarz gegerbten Rücken auf seine Lippen und atmet den Geruch von Juchtenfett und Fell.
Sa, 15.05.21, 16:00
Bajass
Edition Nautilus Verlag, 2014
Anno 1910 im Luzernischen. Die Klärung des Mords an einem Bauernpaar scheint ob der dünnen Beweislage aussichtslos: Einzig ein Foto, ein Mantelknopf und der gipserne Schuhabdruck des vermeintlichen Täters stehen dem Ermittler Gauch zur Verfügung. Steimanns jüngste Kriminalgeschichte besticht – einmal mehr – durch seine Sprache. Dicht, kraftvoll, eingängig.
Aus: Flavio Steimann. Bajass. Edition Nautilus Verlag, 2014
Der unfrohe, der Linse entflohene und nach Hilfe suchende Blick des Knaben, dem ein drapiertes Mäschchen wie ein großes Insekt unter dem Kinn am Hemd steckte, zeigte diesen jungen Menschen als leichte Beute in einem üblen Spiel, das er so nicht hatte spielen wollen – überlistet und nun in seiner Drangsal gefangen wie der Vogel auf dem Leim.
In der angestrengten Sütterlinschrift eines wenig geübten Erwachsenen war auf dem Barytabzug mit einem harten Bleistift ein einziges Wort geschrieben.
Bajass.
Fr, 15.05.15, 12:00
Fr, 15.05.15, 16:00
Passgang
1986
Aus: Flavio Steimann. Passgang. 1986
«Die Täuschungen» habe Marti zuweilen gesagt «seien das einzig Wirkliche im Leben; das, was man als die Wahrheit betrachte, obwohl es sie nicht sei: dies blinde Tanzen zur lautlosen Musik, bis die unsichtbaren Wände sich im letzten nur möglichen Augenblick wieder zwischen einen und das Begehrte schöben.»