Guido Bachmann
So, 11.05.97, 14:30
So, 15.05.94, 13:30
Aus: Jubiläum, unveröffentlicht
Der Krieg sei der Vater aller Dinge, sagte Heraklit. Ein kühner Kopf; denn dass technische Errungenschaften durch Kriege verfeinert werden, ist wohl wahr. Man denke an Flugzeuge: die rasante Ent wicklung der Luftfahrt ist dem Bombenabwurf sagen wir mal auf potentielle Passagiere mehr zu verdanken als dem Transport derselben. Beispiele liessen sich beliebig anfügen.
Verhöhnte man Heraklit ein wenig, müsste Vater Krieg, der doch ein alles Erzeugender sei, auch für gewisse Geisteskinder zur Verantwortung gezogen werden, für eine Haltung mindestens, die mit Geist wenig und mit Geld viel zu tun hat.
Er wäre auch Kindsvater des Jubiläumstingeltangels jener ewig gestrigen Gurgeln, die als erinnerungswütige Zukunftskneifer etwas so Schreckliches wie den Ausbruch des zweiten Weltkrieges zu einem gesamt helvetischen Jekami hirnwütiger Nostalgie herabwürdigen und die im Hinblick auf das Dezimalsystem, da vor fünfzig Jahren mobilisiert worden ist, zum historischen Happening emporstilisieren wollen, das sich schon jetzt als gespenstisches Szenario ankündigte.
Diese dekorierten Gralshüter eines geschichtlichen Phantoms sind Fälscher. Die Schweiz, behaupten sie, habe man nicht angegriffen, weil man so gut gerüstet gewesen sei. Das ist ins Reich der Fabeln zu verweisen. Die Schweiz wurde aus kühlem Kalkül heraus nicht angegriffen.