Jacqueline Moser

Geboren 1965, lebt in Basel. (2008)

Werke (Auswahl)

Lose Tage.
Weissbooks, 2008

2008

Lose Tage

Weissbooks, 2008

Schon im Titel «Lose Tage» wird das Programm des Erstlings von Jacqueline Moser umschrieben: Den Figuren fehlt im Leben ein wenig der Zusammenhang und der Halt. Bruchstücke sind es, die von Adrian und Carla zusammengetragen werden, ohne Rücksicht auf Chronologie, ohne Anspruch, eine geschlossene Erzählung zu entwickeln. Unangestrengt und dicht wird von den beiden verlorenen Kindern erzählt, die Geschichte ihres Erwachsenwerdens in oft verwaschenen, beinahe hingetuschten Momentaufnahmen eingefangen. Manches bleibt offen und in der Schwebe, und genau dieses Ungefähre ist es, was auch den Reiz dieses Buches ausmacht.

Aus: Jacqueline Moser. Lose Tage. Weissbooks, 2008

Du musst Pinocchio morgen zum Tierarzt bringen, damit er ihn einschläfert, sagte der Vater, das ist für den armen Vogel nur noch eine Qual, je länger du wartest.
Am nächsten Tag packte Carla Pinocchio in eine Schuhschachtel. Den Boden hatte sie mit Gras und kleinen Margeriten ausgelegt und ein paar Körner darauf gestreut. In den Deckel hatte sie mit einer Schere Löcher gestossen. Beim Tierarzt gab Carla Pinocchio beim Empfang ab, ohne noch einmal in die Schachtel zu schauen.
Am Abend erkundigte sich der Vater bei Carla, ob sie Pinocchio zum Tierarzt gebracht hatte. Carla nickte. Das ist für den Vogel das beste so, sagte der Vater. Carla nickte. Ist alles in Ordnung? fragte der Vater. Carla nickte. Möchtest du einen neuen Wellensittich oder einen Kanarienvogel? Carla schüttelte den Kopf. Nein, sagte sie, ich möchte ein Pferd.


Lesung: Maurizio Pinarello, 03.05.2008, SLT
Lesung: Jacqueline Moser, 03.05.2008, SLT

Sa, 03.05.08, 10:00

Lesung
Landhaus Säulenhalle
Moderation: Daniel Zahno