Jürg Beeler

Geboren 1957 in Zürich, Studium der Germanistik, Literaturkritik und Komparatistik an den Universitäten Genf, Zürich und Tübingen. Jürg Beeler lebt als freier Schriftsteller in Zürich und Bremen.
(2014)
Werke (Auswahl)
In fremden Zimmern.
Wolfbach Verlag, 2017
Der Mann, der Balzacs Romane schrieb.
Dörlemann Verlag, 2014
Solo für eine Kellnerin.
Haymon Verlag, 2008
Tag, Steinfaust, Maulschelle Tag.
1986
Der Mann, der Balzacs Romane schrieb
Dörlemann Verlag, 2014
Jan Panowski hat eine Schwäche für Bücher und eine Vorliebe für Cafés. Zu seinem Ärger wird er beständig mit seinem Zwillingsbruder, dem bekannten Bestsellerautor, verwechselt. Als sein Bruder stirbt, glaubt er, endlich aus dessen Schatten heraustreten zu können. Aber da meldet sich die unbewältigte Vergangenheit zu Wort – die rivalisierende Liebe der Brüder zur Tänzerin Raymonde und zur Stadt Paris.
Aus: Jürg Beeler. Der Mann, der Balzacs Romane schrieb. Dörlemann Verlag, 2014
Doch beginnen wir von vorne. Beginnen wir mit der Tragödie. Beginnen wir mit dem Tag, an dem Millionen von Aschenbechern arbeitslos wurden. (…)
Ich betrat die Mitte der Welt, betrat den Ort, der für mich die Mitte der Welt war, die Flügeltür schloss sich hinter mir, die Flügeltür, die jedem, der sie öffnet, Flügel verleiht.
Auch in der Mitte der Welt standen keine Aschenbecher auf den Tischen, auch im Schwarzen Engel, meinem Stammcafé, waren sie verschwunden, als hätten sie nie existiert.
So, 01.06.14, 13:00
Solo für eine Kellnerin
Haymon Verlag, 2008
Leicht und präzis erzählt Jürg Beeler in seinem neuen Roman „Solo für eine Kellnerin“ von Beziehungen in schwierigen Zeiten, von verborgenen Arealen der Seele. Seine beiden Helden Johannes Windspiel und Alessandro Ducino sind Verlassene, Versehrte, mögen Taugenichtse und Schwerenöter sein, nichtsdestotrotz schlummert in Ihnen eine unbändige Lebenslust: Frauen und Wörter sind der Stoff ihrer Träume. Das kleine Glück am Rande der Tragödie ist das, was Jürg Beeler interessiert — und dieses kleine Glück fängt er virtuos und wunderbar musikalisch ein.
Aus: Jürg Beeler. Solo für eine Kellnerin. Haymon Verlag, 2008
Mein Vater sprach Polnisch, Französisch und Deutsch. Mein Vater starb, noch nicht sehr alt, im Bett einer stadtbekannten Prostituierten, das Ereignis fand sein Echo in der Presse, was meiner Mutter erheblich mehr zu schaffen machte als der Verlust ihres Mannes. Sie hätte lieber ein stilles Begräbnis gehabt, doch mein Vater hatte zu viele Menschen gekannt. Freunde meines Vaters fanden bewegende Abschiedsworte, und als der Geistliche gesprochen hatte, stand ich auf, trat vor, niemand konnte mich hindern, mit meinem Tenorsax trat ich vor den Altar und intonierte Mood Indigo, improvisierte und endete feierlich, ganz leise. Und um die unaufrichtigen Worte des Geistlichen zu korrigieren, sagte ich, daran erinnere ich mich noch genau: Vater sei der einzige in unserer Familie gewesen, der kein bigottes, darum ein reines Leben geführt habe.
Sa, 03.05.08, 11:00
Tag, Steinfaust, Maulschelle Tag
1986
Aus: Jürg Beeler. Tag, Steinfaust, Maulschelle Tag. 1986
Der Nebel,
dickt ein, der Traum
bleibt stecken
im Tag, die Arbeitsämter
vertrösten, ruhelos
mauern die Städte
sich zu.