Julia Weber

Julia Weber, geboren 1983. Sie studierte am Literaturinstitut in Biel und ist Mitbegründerin der Kunstaktionsgruppe «Literatur für das, was passiert» zur Unterstützung von Menschen auf der Flucht. Ihr Debüt «Immer ist alles schön» wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. (2022)
Werke (Auswahl)
Die Vermengung .
Limmat Verlag, 2021
Immer ist alles schön.
Limmat Verlag, 2017
Übersetzungen (Auswahl)
Julia Weber. Immer ist alles schön (Französische Übersetzung in Arbeit).
Übersetzt von Raphaëlle Lacord.
Editions de l’Aire
Die Vermengung
Limmat Verlag, 2021
Elternsein und Schreiben – warum geht das so schwer zusammen? Weil die Sorgetätigkeit in der Schweiz als «privateste Privatsache» gilt, meint eine von Julia Webers Figuren. Dem Genre der Autofiktion verbunden, in dem Autor*innen die Bedingungen ihrer Kunst befragen, nähert sich Weber dem Komplex von Sorge, Elternschaft und Schreiben. Im Mittelpunkt steht ein Paar, das nicht nur mit dem zweiten Kind hadert, sondern auch mit prägenden Rollenbildern, die es zu verlernen gilt.
Aus: Julia Weber. Die Vermengung . Limmat Verlag, 2021
Du darfst nicht denken, nicht einmal zögerlich, nicht einmal tief in dir drinnen, wo du davon ausgehst, dass es nie jemand mitbekommen wird, nicht einmal in der hintersten, dunkelsten, staubigsten Ecke deines Ichs darfst du denken, dass ich, weil ich Künstlerin bin, keine gute Mutter sein kann, oder dass sich die beiden Rollen, die ich habe in meinem Leben, gegenseitig schwächen.
H. füllt die Maschine mit frischem Kaffee und schraubt den oberen Teil auf den unteren, unsere Gesichter spiegeln sich in der silbernen Kanne.
Fr, 27.05.22, 11:00
Fr, 27.05.22, 14:00
Sa, 28.05.22, 15:00
Sa, 28.05.22, 17:00
Immer ist alles schön
Limmat Verlag, 2017
Eindringlich und sensibel erzählt Julia Weber in ihrem Romandebüt, wie sich Anais und ihr kleiner Bruder in eine heile Fantasiewelt retten, wenn die Mutter mal wieder nicht da ist oder ihre Kinder gerade einfach nicht ertragen kann.
Ein bildstarker Roman u?ber Sehnsucht, Abhängigkeit, kindliche Tapferkeit und deren Grenzen.
Aus: Julia Weber. Immer ist alles schön. Limmat Verlag, 2017
Mutter sagte einmal, wenn man tanze, dann liebe man das Leben, und wenn man tanze, liebe einen das Leben auch. Das weiß ich noch, weil sie, als sie das sagte, einem Huhn ein Bein abtrennte, ich erinnere mich an das Messer im Huhn.
Wenn sie hingegen Tee trinke, sagte sie, dann werde sie krank. Das sei wegen des Geschmacks, da reagierten die Zellen drauf, die reagierten auf den Geschmack von Tee mit Krankheit.
Also ist Tee das Gegenteil von Tanz, sagte Mutter.
Blödsinn, flüsterte Bruno. Das weiß ich noch, weil, als Bruno das sagte, Mutter mit dem Messer auf ihn zeigte. Ich erinnere mich an die Lichtreflexion auf dem Messer.