Lothar Deplazes
Termagls dil temps: raquens cuorts – Zeitspiele
2009
Lothar Deplazes, aufgewachsen in der rätoromanischen Surselva, studierte Geschichte und Germanistik an der Universität Zürich und promovierte in Mediävistik. Er wirkte an der Bearbeitung von Urkundenbüchern für die Kantone Tessin und Graubünden mit und verfasste Studien zur mittelalterlichen Geschichte vor allem des Alpengebiets und seiner Beziehungen zum Reich und zu Italien. Neben dieser beruflichen Tätigkeit edierte er das Werk des surselvischen Lyrikers und Satirikers Gion Cadieli, schrieb drei Libretti für Opern des Komponisten Gion Antoni Derungs und veröffentlichte Gedichte und Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien.
Aus: Lothar Deplazes. Termagls dil temps: raquens cuorts – Zeitspiele. 2009
Neiv nova
Cu il cavriel catschaus ord gl'uaul ella plaunca teissa s'avanzava pli e pli plaun e sfundrava staunchels, ha l'uolp spitgau e dau ruasseivlamein la cua sur l'aulta neiv frestga. Suenter ver scarpau la leva preda e dustau la fom han ella litgau il saung giu da siu gnef e ludau il Scaffider prudent che hagi fatg gl'unviern schi cumadeivels.
Neuschnee
Als das Reh aus dem Wald in den steilen Abhang geflüchtet war und immer langsamer vorankam und müde einsank, wartete der Fuchs und wedelte ruhig mit dem Schwanz über den frischen Schnee. Dann riss er die leichte Beute, stillte den Hunger, leckte sich die blutige Schnauze und lobte den klugen Schöpfer, der den Winter so zweckmässig eingerichtet habe.