Marion Poschmann
Schwarzweissroman
Frankfurter Verlagsanstalt, 2005
Aus: Marion Poschmann. Schwarzweissroman. Frankfurter Verlagsanstalt, 2005
Pochende Dunkelheit, pochend und monoton. Ein Motorengeräusch, so gleichmäßig, daß man es bald nicht mehr hörte, formloses Schwarz, ein Raum, der sich nicht aus der Reserve locken ließ. Dann aber begann es, springende Punkte traten hervor, tasteten mich ab, ein bewegtes Raster, das sich über mir ausschüttete, lachendes Schwarz, mich umarmend, nicht lockerlassend.
Ich hatte nicht bemerkt, wie die Lachsfarbe der Haut verschwand, wie alle Konturen im Grau versackten, wie ich mich in diese eine verkrampfte Körperhaltung eingegraben hatte, als handele es sich bei meinem Fleisch um widerstandsloses Material, das alles mit sich machen ließ.
Ich hatte mir nichts dabei gedacht, ich hatte den Ablauf hingenommen. Ich betrachtete das neonhelle EXIT-Zeichen ohne Konzentration, ich starrte ergeben in die Nacht, willenlos und mit einer Art Frömmigkeit, als sei ich mir im Dunkeln abhanden gekommen.
Nach etwa einer Stunde Flug ging das Licht an. Es blieb schummerig und ungemütlich, aber man bekam das Gefühl, daß die Anwesenheit der Passagiere jetzt von offizieller Seite zur Kenntnis genommen wurde.
Niemand hatte seinen Mantel ausgezogen. Die Leute dösten in Mütze und Schal vor sich hin. Es war zu kalt, um ein Kleidungsstück abzulegen, vielleicht auch zu eng. Es gab keinen Spielraum zwischen den Sitzen, keine Armlehnen, keine Beinfreiheit. Man saß zusammengepfercht, ließ sich passiv sinken, wurde transportiert.