Melinda Nadj Abonji

Melinda Nadj Abonji, geboren 1968 in Becsej, Serbien. Anfang der 70er-Jahre übersiedelte sie mit ihrer Familie in die Schweiz. Sie lebt als Schriftstellerin und Musikerin in Zürich. Für ihren Roman «Tauben fliegen auf» erhielt sie 2010 sowohl den Deutschen als auch den Schweizer Buchpreis.
(2014)
Werke (Auswahl)
Schildkrötensoldat.
Suhrkamp Verlag, 2017
Tauben fliegen auf.
Jung und Jung Verlag, 2010
Im Schaufenster im Frühling.
Ammann Verlag, 2004
Schildkrötensoldat
Suhrkamp Verlag, 2017
Zoltán Kertész ist als Kind dem Vater in voller Fahrt vom Motorrad gefallen und hat seither das «Schläfenflattern». Vom Widerstand der Fantasie gegen die Beschränkungen eines Systems, das nur Befehl, Gehorsam und Unterwerfung kennt, erzählt Melinda Nadj Abonji in einer schwingenden, musikalischen Sprache und in eindringlichen, die Kraft des vogelwilden Denkens beschwörenden Bildern.
Aus: Melinda Nadj Abonji. Schildkrötensoldat. Suhrkamp Verlag, 2017
Ich saß auf meinem Thron, meine Krone das gelbe Küchenlicht über mir, oh ja, ich habe die Buchstaben in die weissen Felder platziert, habe die Buchstaben festlich in die Lücken in mein Heft gemalt.
Fr, 11.05.18, 12:00
Fr, 11.05.18, 17:00
Sa, 12.05.18, 18:00
Tauben fliegen auf
Jung und Jung Verlag, 2010
«Tauben fliegen auf» ist ein politischer Roman über den Krieg in Jugoslawien und eine jugoslawische Familie in der Schweiz. Ausgehend von Recherchen sowie persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen erzählt die in der Vojvodina geborene Autorin und Textperformerin aus zwei Perspektiven: Ildikó erlebt den Widerhall des fernen Krieges in der Schweiz, während ihre Halbschwester Janka als Journalistin bei Radio Novi Sad über den Krieg berichtet. Auch in ihrem zweiten Roman beweist Melinda Nadj Abonji ein feines Gespür für ihre Figuren. Entstanden ist ein musikalischer an Zwischentönen reicher Text. Die Autorin liest aus dem unveröffentlichten Manuskript.
Aus: Melinda Nadj Abonji. Tauben fliegen auf. Jung und Jung Verlag, 2010
Es gibt Menschen, die haben einen Drang, alles zu überblicken, so auch Herr Pfister, vor dessen legerem Hemdkragen sich das ganze gesellschaftliche Leben abspielt, Herr Pfister sitzt also am strategischen Tisch, so dass er seine plumpe Neugier maximal tarnen kann, er unauffällig alles beobachten kann, was seine wässrigen Augen verschlingen möchten; er braucht nicht einmal den Kopf zu drehen, um mich zu sehen, die eintretenden Gäste, sogar die Küche, das Küchenpersonal will von ihm beobachtet werden, und deswegen sitzt er am strategischen Tisch, weil er es als Chef gewohnt ist, Verantwortung zu übernehmen, möchten Sie ein Ei, frage ich Herrn Pfister.