Peter R. Schneider
Beitrag für "Wendepunkt"
1985
Aus: Peter R. Schneider. Beitrag für "Wendepunkt". 1985
Schweizer Entwicklungshelfer (Brigadisten) haben während eines kurzen Sommers hautnahen Anteil am Leben einer nicaraguanischen Bauerncooperative. Sie sind hin- und hergerissen zwischen verschiedenen Kulturen, zwischen Schuldgefühlen, zwischen revolutionären Phantasien und den Mühen des Alltages.
Wenige Monate nach ihrer Rückkehr in die Schweiz erfahren sie vom Ueberfall auf diese Cooperative, von Mord und Zerstörung.
Die Entwicklungshelfer tun, was von der Schweiz aus möglich ist. Sie sammeln Geld für den Wiederaufbau, sie gehen auf die Strasse. Die Strasse konfrontiert sie mit dem Schweizer Zeitgeist der 80er Jahre, mit Polizei, mit leeren Strassen.
In einem Zeitungsartikel wollen sie Gegenöffentlichkeit schaffen. Der Autor erhebt Zensur und Selbstzensur, ist zu steriler Ausgewogenheit verpflichtet. Das verrechtlichte Thema lässt wenig Raum, die sozialen Fortschritte der Revolution darzustellen.
Am Ende sieht sich der Autor als Ameise am Fusse der Wahrheit: «Ich suche die Sonne im winterlichen Himmelsgrau. Sie steckt im Nebel fest. Von Zeit zu Zeit tritt sie heraus, eine bleiche, wirkungslose Scheibe die flussaufwärts schwimmt. Es ist höchst ungewiss, ob sie die Kraft findet, aus dem Nebel herauszutreten.»