Samhita Arni
Das Mahâbhârata von einem Mädchen erzählt
Verlag Nagel & Kimche AG, 1999
Aus: Samhita Arni. Das Mahâbhârata von einem Mädchen erzählt. Verlag Nagel & Kimche AG, 1999
Als ich vier Jahre alt war, fing ich an, das Mahâbhârata zu lesen. Damals war mein Vater eben nach Pakistan versetzt worden. Meine Eltern hatten beim Umzug nicht viele Bücher mitgenommen, sodass ich mir welche in der Bibliothek des Konsulats lieh. Es gab aber fast nur religiöse Bücher und zahllose Versionen der beiden grossen indischen Epen, des Mahâbhârata und des Râmâyana. (…) Als ich drei Jahre später nach Indien zurückkehrte, verblieben mir noch zwei Monate, bis die Schule anfing, und ich langweilte mich fürchterlich. Jemand schlug mir vor, eines der beiden Epen schriftlich nachzuerzählen. Die Idee gefiel mir, und ich entschied mich für das Mahâbhârata. Gleich am Tag darauf begann ich, meiner Gross-mutter zu diktieren. (…)
Die Moral des Mahâbhârata ist: Niemand ist vollkommen, und all das, was man erstrebt, mag am Ende wertlos sein. Uns aber wird gesagt, wir müssten unsere Pflicht tun. Für mein Gefühl hat die wirkliche Aussage des Mahâbhârata etwas mit Krieg zu tun. Sie besagt, dass Krieg sinnlos ist. Obwohl diese Botschaft von Generation zu Generation, von Jahrhundert zu Jahrhundert weitergetragen wird, findet sie keine Beachtung. In unserem Jahrhundert haben wir zu viele Kriege geführt und wir führen sie weiterhin. Diese Kriege bringen Trauer, Armut, Dürre und Hungersnot. Zerstören wir uns nicht selbst? Ich meine, dass jede Tat, die in der Gegenwart begangen wird, in der Zukunft tausendfach schwerer wiegt. Die Geschichten des Mahâbhârata zeigen das deutlich.
(Aus dem Nachwort der Autorin)