Sayed Kashua (IL)
Da ward es Morgen
Berlin Verlag, 2006
Kashua thematisiert als «arabischer Israeli» das soziale und kulturelle Spannungsfeld der Palästinenser, die zugleich israelische Staatsbürger sind. Ein ehemals erfolgreicher, nunmehr gescheiterter Journalist zieht sich mit Frau und Tochter in das arabische Dorf seiner Kindheit zurück. Kaum etwas ist noch so, wie er es in Erinnerung hat, alles erscheint ihm kleiner und schäbiger, alles erscheint in seiner Unwirklichkeit geradezu lächerlich - denn dieses Stückchen arabischen Lebens spielt sich inmitten von israelischem Territorium ab. Man lebt für sich und fühlt sich doch Israel zugehörig. Plötzlich wird das Dorf von israelischem Militär umstellt, und eine ungewisse Gegenwart mündet in eine bedrohliche Zukunft.
Aus: Da ward es Morgen. Berlin Verlag, 2006
Die Unruhen hörten nach zwei Tagen und mehr als zehn Toten auf. Die Atmosphäre beruhigte sich, es gab keine Strassensperren mehr, keine Demonstrationen, keine Beerdigungen, das Leben kehrte, von aussen gesehen, in seine gewohnten Bahnen zurück. Nicht mehr als ein flüchtiger Wutausbruch, für den die Bewohner des Ortes teurer bezahlten, als sie erwartet hatten. Wäre doch alles nach zwei Tagen vorbei gewesen, aber es war es nicht. Seit damals hat nichts aufgehört, etwas war dort zerbrochen, gestorben. Zwei Tage Demonstrationen haben dem Staat genügt, das Bürgerrecht seiner arabischen Einwohner zu negieren.