Simon Froehling

Simon Froehling, geboren 1978. Absolvierte das Schweizerische Literaturinstitut und hat sich in den Nullerjahren hauptsächlich als Dramatiker und Lyriker einen Namen gemacht. Sein erster Roman «Lange Nächte Tag» erschien 2010, sein zweiter Roman «Dürrst» wurde für den Schweizer Buchpreis nominiert. (2009)
Werke (Auswahl)
Dürrst.
Bilger Verlag, 2022
Lange Nächte Tag.
Bilger Verlag, 2010
Feindmaterie.
2008
Dürrst
Bilger Verlag, 2022
Als er seine Homosexualität entdeckt, bricht Dürrst, der Protagonist von Simon Froehlings zweitem Roman, mit allen Konventionen: Aufgewachsen an der Zürcher Goldküste lebt er in der Hausbesetzer*innenszene, nimmt Drogen, hat rasch wechselnde Sexualpartner. Ständig steht er unter Strom. Er zeichnet, fotografiert, reist durch die Welt, stürzt ab, sucht Hilfe. Das konsequent in Du-Form geschriebene Buch erzählt bald heftig, bald zärtlich und mit genuiner Sprachkraft von einer bipolaren Störung.
Aus: Simon Froehling. Dürrst. Bilger Verlag, 2022
«Es ist ein Hund, ein schwarzer. Er lief dir schon in der Kindheit zu. Wenn er kommt, ist es Zeit, dich ins Bett zu legen und zu warten, denn er lässt sich nicht aufscheuchen, wegjagen, verbannen. Du nimmst an, der Hund hat mehrere Meister, da er genauso plötzlich verschwindet, wie er auftaucht. Aber wenn er kommt, bleibt er meistens lange. Das Einzige, was du an ihm magst – dass du ihn kennst. Und vielleicht, wie sein Fell riecht an besseren Tagen.»
Fr, 19.05.23, 14:00
Sa, 20.05.23, 10:00
Sa, 20.05.23, 15:30
Lange Nächte Tag
Bilger Verlag, 2010
Simon Froehling ist schweizerisch-australischer Doppelbürger. Nach Aufenthalten in Australien, England und Ägypten hat er sich seit 2005 als Theaterautor einen Namen gemacht. Seine Stücke wurden an verschiedenen Häusern uraufgeführt: Theaterhaus Gessnerallee und Theater am Neumarkt Zürich, Vorstadt-Theater Basel, Theater Biel-Solothurn sowie am Schauspielhaus Wien. Kurzstücke wurden gezeigt am Schauspielhaus Zürich sowie in Augsburg, Hildesheim und Melbourne. «Lange Nächte Tag» ist sein Romandebüt. Patrick und Jirka sind erst seit kurzem ein Paar, als ihre Liebe dramatisch auf die Probe gestellt wird: Jirka hat sich unmittelbar nach der ersten Nacht mit HIV angesteckt, eine existenzielle Bedrohung für beide, die Fragen aufwirft nach Schicksal und Zufall, nach Verantwortung und Schuld.
Aus: Simon Froehling. Lange Nächte Tag. Bilger Verlag, 2010
In dem Moment, genau an dieser Stelle, möchte ich ihn an der Hand nehmen, an seiner trotz der Kälte bestimmt verschwitzten Hand mit den schönen langen Fingern, wie die eines Pianisten, nur die Nägel ausgezackt, die Häutchen eingerissen, manchmal bis es blutet - diese Hand in meine nehmen und ihn zu mir ziehen, weg von der Strasse, hoch hinauf in die Luft ziehen, in einem hohen Bogen direkt zu mir ins Schlafzimmer und in eine andere Zukunft, in der wir aufwachen und diese Tage und Nächte: nie passiert.
Fr, 14.05.10, 10:00
So, 24.05.09, 09:30
Aus: anders ist, eine parabel
2008
Noch studiert Simon Froehling am Literaturinstitut in Biel, doch bereits hat sein Prosatext über den Arbeitsalltag in Callcenters den Elisabeth-Gerter-Wettbewerb gewonnen, das Stück „Feindmaterie“ den Publikumspreis der 2. St.Galler Autorentage — und nun wird es in Solothurn uraufgeführt. Darin wird in schnellen, pointierten Dialogen unter Studenten eine wasserdichte Geschichte gebaut, um eine Aufenthaltsgenehmigung für den jungen Ägypter Imad zu erschleichen. Im Bestreben, möglichst glaubwürdig zu lügen, geraten bald alle Beziehungen ins Zwielicht.
Aus: Simon Froehling. Feindmaterie. 2008
er heisst anders und er ist auch so.
weder kann sich anders daran erinnern, wie ihm zum ersten mal anders wurde, noch weshalb es beim anders-sein geblieben ist.
viele sagen, anders sei ein skandinavischer name, doch fragt man seine mutter, so weiss sie nichts davon. fragt man seine mutter, meint diese lapidar, anders sei von anfang an ganz anders gewesen als ihre anderen.