Tom Kummer

Tom Kummer, geboren 1961 in Bern. Als Journalist löste er mit seinen fiktiven Interviews im Jahr 2000 einen Medienskandal aus. Er schreibt autobiografisch grundierte Romane und lebt nach zwei Jahrzehnten in Los Angeles seit 2016 in Bern. (2020)
Werke (Auswahl)
Reportagen & Porträts. 1987–2016.
edition metzel, 2020
Von schlechten Eltern.
Tropen Verlag (beim Klett-Cotta-Verlag), 2020
Nina & Tom.
2017
Blow Up. Die Story meines Lebens.
2007
Jackie! Ein Body-Bildungsroman.
Ullstein Verlag, 1999
Good Morning Los Angeles.
dtv premium, 1997
Gibt es etwas Stärkeres als Verführung, Miss Stone?.
dtv, 1997
Von schlechten Eltern
Tropen Verlag (beim Klett-Cotta-Verlag), 2020
Die 42. Solothurner Literaturtage fanden aufgrund der Corona-Pandemie online satt.
Nachts chauffiert der Erzähler VIPs durch eine ausgestorbene Schweiz und tritt in einen Dialog mit seiner verstorbenen Frau. Tagsüber managt er das Leben mit seinem, in ein neues Umfeld versetzten Sohn. Tom Kummers Roman ist autobiografisches Trauerbuch und literarisches Roadmovie zugleich. Indem es Alltagsbeobachtungen zu einer berührenden Geschichte und quasi-somnambule Eindrücke zum Bild einer anderen Schweiz verdichtet, entwickelt das Buch einen ganz eigenen Flow, der einen unmerklich mitreisst.
Aus: Tom Kummer. Von schlechten Eltern. Tropen Verlag (beim Klett-Cotta-Verlag), 2020
Landstraße, Fahrtrichtung Osten. Kein Gegenverkehr. Tote Dörfer, als gäbe es eine Ausgangssperre. Ich streichle das Lenkrad, das Leder der Handschuhe knirscht leise. Mein Fahrgast diktiert das Reiseziel. Im Kopf fahre ich, wohin ich will. Die Straße schimmert matt wie von Asche überzogen. Ich schalte alle Lichter aus, nehme beide Hände vom Steuer und gleite in die Dunkelheit, bis ein Wunder geschieht: Auf der Windschutzscheibe erscheint ein Gesicht: männliche Nase, volle Lippen, blaue Augen.
Do, 14.05. – Mo, 08.06.20
Fr, 22.05.20, 18:00
Sa, 23.05.20, 13:00
Sa, 01.06.19, 18:00
Nina & Tom
2017
Der ehemalige Journalist Tom Kummer erzählt in schonungsloser Sprache von den Erinnerungen an seine 2015 verstorbene Frau Nina. Vom Kennenlernen in Barcelona übers Drogenprobieren in Berlin bis zum Gründen der Familie in Los Angeles reihen sich Szenen einer verzehrenden und kämpferischen Beziehung dicht aneinander. Eine rasant erzählte, autobiografische Geschichte über die Liebe und den Tod.
Aus: Tom Kummer. Nina & Tom. 2017
Der Morgen, als Nina zum letzten Mal in den Spiegel schaut. Ich bin erwacht. Wir liegen nebeneinander. Ich strecke meine Arme aus, um ihre Haut zu berühren. Noch ist es dunkel in unserem Zimmer. Durch die Jalousie ist ein blutroter Streifen am Horizont zu erkennen. Ich ertaste ihre Brust. Sie hebt und senkt sich weich. Jeder Atemzug aus Ninas geöffnetem Mund fühlt sich kostbar an. Jedes noch so seltsame Geräusch bedeutet Leben: Husten, Röcheln, Luftholen. Manchmal höre ich Wörter. Zusammenhanglose Wörter. Wie eine Botschaft aus einer fernen Galaxie.