Wilhelm Genazino (DE)
Das Licht brennt ein Loch in den Tag
Rowohlt Verlag, 1996
Aus: Wilhelm Genazino. Das Licht brennt ein Loch in den Tag. Rowohlt Verlag, 1996
Liebe Elisa,
warum waren wir, trotz unserer Klugheit, genauso dumm wie die andern? Das ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt, wenn ich an uns denke. Warum wollten wir nichts Besseres als das ärmliche Glück? Warum haben wir uns mit immer neuen Forderungen gegenseitig in die Enge getrieben? Und warum kam uns, zum Beispiel, nie die Idee, uns wechselseitig zu einem gelingenden Leben zu verhelfen, das wir dann immer noch Glück hätten nennen können? Sollten wir nicht einmal versuchen, über diese, vielleicht endlich richtigen Fragen zu sprechen? Ich bin zur Zeit auf einer kleinen westlichen Insel, bin aber bald wieder zu Hause. Ich werde riskieren, Dich mal anzurufen, wenn ich zurück bin.
Freundlich, W.
(Nicht abgeschickt)