Otto Steiger
Fr, 14.05.99, 11:00
Fr, 14.05.99, 16:00
Aus einer Erzählung, ohne Titel, unveröffentlicht
Es hat drüben gebrannt - fast die ganze Nacht durch. So lange jedenfalls, wie Nächte im Juni dauern. 'Heillos', würde Emma sagen, 'es brennt heillos'. Das Wort drückte für sie alles aus, Gutes und Schlechtes. «Ich bin heillos froh, dass ich dich los bin», war das Erste, was sie mir nach unserer Scheidung sagte. Das grosse, weiträumige Schützenhaus ein einziges Flammenmeer. Die Feuerwehr kam laut und beherzt, aber zu spät angefahren, da schlugen die Flammen schon zum Dach hinaus. Die Männer rannten in ihren Uniformen mit den glänzenden Helmen umher, schrien Befehle, aber als die Schlauche an den Hydranten angeschlossen waren und Wasser spritzten, war es zu spät und nichts mehr zu retten, Schön! Für ein paar Monate wenigstens vielleicht für ein Jahr oder länger sind wir diesen verdammten Schiesslärm los. Ruhige Tage. Ruhe für einen kurzen Mittagsschlaf. Das hat Ivan vortrefflich gemacht. Ich stand auf dem Balkon, ich machte meine 20 tiefen Atemzüge, wie ich es immer tue, bevor ich in mein Zimmer gehe und mich zu Bett lege, da sah ich die ersten Flammen hinter den schmalen Fenstern, zaghaft noch und unschlüssig und niemand ausser mir konnte sie sehen.