Andreas Münzner

Geboren 1967. Wuchs bei Zürich auf, studierte Elektrotechnik an der ETH Zürich und Übersetzung an der ETI der Universität Genf. Er lebt als Autor und Übersetzer in Hamburg. (2003)
Werke (Auswahl)
Die Ordnung des Schnees .
Zu Klampen! Verlag, 2005
Die Höhen der Alpen.
Rowohlt Verlag, 2002
Übersetzungen (Auswahl)
Noëlle Revaz. Von wegen den Tieren.
Übersetzt von Noëlle Revaz.
Engeler Verlag, 2004
Die Ordnung des Schnees
Zu Klampen! Verlag, 2005
Aus: Andreas Münzner. Die Ordnung des Schnees . Zu Klampen! Verlag, 2005
Eingriffe, die nötig sind
Ich werde die Fische vom Land wieder
ins Wasser treiben ich werde den Bienen
ihr Geheimnis ablauschen ich will der
Sonne unterwegs Rätsel aufgeben die
Berge müssen endlich in Ruhe schlafen
können und die Schmetterlinge
zwischenfallsloser reisen ich werde die
Meere kitzeln bis sie sich schütteln vor
Lachen mit alten Taschenlampen
Glühwürmchen verführen und die
Wälder erschrecken ich werde die Wale
aus dem Konzept bringen wenn sie
singen werde das Eis befragen ob es
noch weiss wie es war als Wasser ich will
eine wärmere Farbe für alles was wächst
die Antilopen sollen besser auf ihre
Ernährung achten und die Frösche
endlich laufen lernen ich will die Erde
wieder flach und die Menschen
vergesslich einfach anders als die Steine
die merken sich alles
Fr, 06.05.05, 17:00
Sa, 07.05.05, 09:00
Die Höhen der Alpen
Rowohlt Verlag, 2002
Aus: Andreas Münzner. Die Höhen der Alpen. Rowohlt Verlag, 2002
Wo seid ihr nochmal gewesen, fragt mein Vater. In Schwellbrunn, tönt es aus unseren beiden Mündern im Chor, den anzuführen ich längst aufgegeben habe, und da steckten gschpässige Liebesbriefe im goldenen Wirtshausstern, und der Wettlauf die Bergstraße hoch, und der verbrannte Finger, vom heissen Blech in der weissen Asche, der auch nachher noch so lange wehtat, und die Heimwehheulerin, die nicht mehr bei der Klasse bleiben wollte, was wir gar nicht verstehen konnten.
Mein Vater fragt, Schwellbrunn, wie hoch liegt denn eigentlich Schwellbrunn. Ziemlich hoch, sage ich, und dann haben wir eine Schnitzeljagd gemacht im Wald, da ging es auch hoch, und dann haben wir uns voll verlaufen mit der Leiterin. Meinen Vater interessiert die Leiterin im Wald aber nicht, das heisst, denke ich jetzt, im Wald hätte sie ihn vielleicht schon interessiert, aber nicht am weissen Wohnesszimmertisch. Er will wissen, wie hoch Schwellbrunn liegt.
Ich sage, sicher über tausend Meter. Bist du sicher? Ich sage, ja, todsicher. Er schweigt. Das heisst ziemlich, füge ich hinzu. Weisst du es, oder weisst du es nicht? Ich weiss es, sage ich, aber ich habe es vergessen. Dann weisst du es also nicht, folgert mein Vater.