Andrej Kurkow (UA)
Petrowitsch
Diogenes Verlag, 2000
Aus: Andrej Kurkow. Petrowitsch. Diogenes Verlag, 2000
Im Frühling 1997 erwarb ich, nachdem ich meine Zweizimmerwohnung am Stadtrand günstig losgeworden war, eine Einzimmerwohnung direkt im Zentrum von Kiew neben der Sophienkirche. Die alten Leute, die sie verkauften, emigrierten nach Israel und versuchten, mir mit der Wohnung Hunderte von völlig unnötigen Kleinigkeiten anzudrehen, wie zum Beispiel einen selbstgebastelten Kleiderständer.
Grigorij Markowitsch, das Oberhaupt der Familie, plauderte munter drauflos: „Ich kann jeden Gegenstand einschätzen! Ich verlange wirklich nur den realen Wert.“
Einiges kaufte ich, aber den grössten Teil der Sachen und Sächelchen liess ich liegen. Ich erstand auch ein Bücherregal samt Büchern – sie wollten es loswerden, um es nicht von der Wand reissen und die Bücher nicht zum Antiquar tragen zu müssen. Ich weiss nicht, wieviel von den fünf bezahlten Dollar auf die Bücher und wieviel auf das Regal entfielen, jedenfalls hatte ich mir die Bücher nicht genau angesehen, sondern nur so nebenbei die Studienausgabe von Lew Tolstojs Krieg und Frieden entdeckt.