Georg Brunold
Aus: Yamoussoukro, Juni 2004
80’000 Sitzplätze sind es, hat Maurice, mein Führer, gesagt, alle frei, auch der angeschriebene von Félix Houphouët-Boigny, Bauherr der Basilique und Staatsoberhaupt der Elfenbeinküste von 1960 bis 1993. Ein Gotteshaus für sein Heimatdorf Yamoussoukro, das er zur neuen Landeshauptstadt erklärte, und in Auftrag gab er eine Kopie des Petersdoms in Rom, Massstab 1:1. In einer der Säulen fah-ren wir nun – der Aufzug lässt davon fast gar nichts spüren – himmelwärts. Wir treten ins Freie, und von der Terrasse aus – bewegen sie sich nicht doch? – werden jetzt einige Pünktchen erkennbar. 60 Gärtner, hat Maurice gesagt. Das Grundstück misst eineinhalb auf einen Kilometer. Das gesamte feste Personal der Notre-Dame de la Paix zählt 130 Personen, inklusive Madame Véronique, die im Pförtnerhaus einen leicht alkoholhaltigen Aperitif auf Ananasbasis ausschenken wird. Ausser ihr und Maurice wird mir bei diesem Besuch der Basilique Notre-Dame de la Paix kein Mensch so nahe treten, dass ich ein Gesicht erfassen und später einmal wiedererkennen könnte.
Was tun in dieser ausgefallenen Lage? Einzig Swisscom Mobile beweist, dass ich auf der Welt bin. Oder jedenfalls nicht ausserhalb ihres Roaming Network. «Bin der einzige Besucher hier», melde ich einigen Freunden in der Schweiz per SMS. «Bekehren sie wenigstens dich?» fragt einer von ihnen spitz zurück.