Herman Koch (NL)
Angerichtet
2011
Die Kapitel dieses Romans sind nach Stationen eines Essens in einem Restaurant benannt: Apéritif, Vorspeise, Hauptgang, Dessert, Trinkgeld. Zwei Ehepaare - zwei Brüder und ihre Frauen - haben sich zum Essen in einem Spitzenrestaurant verabredet. Sie sprechen über Filme und Urlaubspläne und vermeiden zunächst das eigentliche Thema: die Zukunft ihrer Söhne Michel und Rick. Die beiden Fünfzehnjährigen haben etwas getan, was ihr Leben für immer ruinieren kann. Paul Lohman, der Erzähler und Vater von Michel, will das Beste für seinen Sohn. Und ist bereit, dafür weit zu gehen, sehr weit. Auch die anderen am Tisch haben ihre eigene, geheime Agenda. Während des Essens brechen die Emotionen auf, schwelende Konflikte zwischen den Brüdern entladen sich, und auf einmal steht eine Entscheidung im Raum, die drei der vier mit aller Macht verhindern wollen. Angerichtet ist ein hinterhältiges Kammerspiel über bedingungslose Liebe und Verrat gelungen.
Aus: Angerichtet. 2011
«Herr Lohman», sagte er noch. Danach traf ich ihn mit der Faust voll ins Gesicht. Sofort spritzte Blut, viel Blut: Es schoss ihm aus den Nasenlöchern und spritzte ihm aufs Hemd und über den Schreibtisch, und dann noch auf die Hand, mit der er seine Nase betastete. Inzwischen hatte ich den Schreibtisch umrundet und schlug ihm ein weiteres Mal ins Gesicht, diesmal etwas tiefer, seine abbrechenden Zähne taten mir an den Knöcheln weh. Er schrie etwas unverständliches, doch da hatte ich ihn bereits vom Stuhl hochgerissen.