Lukas Stuber
Sechs Fussbreit über dem Boden
Verlag Nagel & Kimche AG, 1998
Aus: Lukas Stuber. Sechs Fussbreit über dem Boden. Verlag Nagel & Kimche AG, 1998
Ich lege das Diktaphon neben mich auf den Boden. Auf dem achten Band ist noch viel Platz. Vielleicht hört man darauf jetzt den fernen Verkehr, vielleicht die Schritte eines Studenten, der zu den Frühaufstehern gehört. Später werden die Mütter auftauchen, Kinderwagen vor sich herschieben und den trippelnden Nachwuchs an der Hand halten, die Kinder werden lachend und quietschend im Sand spielen, der auf der andern Seite des Tümpels aufgeschüttet worden ist. Ein Vogel könnte auf der Suche nach Brosamen tschilpend an meinem Diktaphon vorbeihüpfen. Ich werde jetzt still sein und den Kopf auf meine Arme legen. Zwischen meinen Füssen liegt Leas Fotografie auf dem Boden. So kann ich sie betrachten, wenn ich will. Die Polizei ist noch nicht gekommen. Aber eine andere ist pünktlich eingetroffen. Sie rauscht heran. Sie wird landen, sobald ich still bin und schweige. Die Versuchung, sie mit allerhand Tirilidingdoing-schwupdidus noch ein Weilchen fernzuhalten, wird kleiner und kleiner. Denn sie kommt ja doch. Ihre Zeit ist jetzt da. Gib auf, Bendic. So gib endlich auf. Es ist schwer, jetzt aufzuhören. Denn sie rauscht heran. Und nach dem letzten Wort, nach dem letzten Wort meines letzten Wortes, wird sie endlich bei mir gelandet sein.