Monika Helfer

Geboren 1947 in Au/Bregenzerwald. Sie hat zahlreiche Romane und Erzählungen veröffentlicht. Sie wurde 2020 für ihren Roman «Die Bagage» und ihr Gesamtwerk mit dem Solothurner Literaturpreis ausgezeichnet. Sie lebt in Vorarlberg. (2021)
Werke (Auswahl)
Vati.
Hanser Verlag Berlin, 2021
Oskar und Lilli.
Zsolnay & Deuticke Verlag, 2011
Rosie und der Urgrossvater.
Carl Hanser Verlag, 2011
Bevor ich schlafen kann.
Zsolnay & Deuticke Verlag, 2010
Vati
Hanser Verlag Berlin, 2021
Nach dem Roman «Die Bagage», in dem die Autorin die Geschichte ihrer Grossmutter Maria Moosbrugger in eindringliche Bilder fasste, beschreibt sie nun in «Vati» ihre eigene Kindheit und Jugend, ihren Vater, der ein Kriegsopfererholungsheim leitete, die Literatur liebte und selbstgewählt aus dem Leben schied. Es geht um das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen und um das Befragen der eigenen Herkunft mit existentiellen, schmerzhaften Erfahrungen.
Die Veranstaltungen der 43. Solothurner Literaturtage fanden aufgrund der Corona-Pandemie hauptsächlich als Video- und Audio-Livestreams sowie Zoom-Veranstaltungen statt.
Aus: Monika Helfer. Vati. Hanser Verlag Berlin, 2021
Wir sagten Vati. Er wollte es so. Er meinte, es klinge modern. Er wollte vor uns und durch uns einen Mann erfinden, der in die neue Zeit hineinpasste. An dem eine andere Vergangenheit abzulesen wäre.
So, 16.05.21, 15:00
Rosie und der Urgrossvater
Carl Hanser Verlag, 2011
Rosie aus Williamsburg fährt jeden Mittwoch mit dem Fahrrad über die Williamsburg Bridge auf die andere Seite des East Rivers und besucht ihren Urgrossvater, der einst vor den Nazis fliehen musste. Er erzählt ihr von früher, von seiner Heimatstadt Hohenems in Vorarlberg, von jüdischen Bräuchen und Festen. Und Rosie erzählt ihm von ihren Sorgen um ihre Freundin Billie.
Aus: Michael Köhlmeier. Rosie und der Urgrossvater. Carl Hanser Verlag, 2011
«Dinge leben nicht», sagt Rosie. «Bist du wirklich noch böse auf mich?» «Weiss ich nicht.» «Ach, Rosie, ich bin einer der ältesten Männer von Williamsburg. Erst vor einem Monat hat mich Mr. Howard besucht und mir eine Medaille aus Blech gebracht, die kriegt hier jeder, der über neunzig Jahre alt ist. Und jetzt stell dir vor, Rosie, die Dinge werden oft viel älter. Eine Vase zum Beispiel. Eine Vase ist ein Ding, oder? Da gibst du mir doch recht?» «Ja, eine Vase ist ein Ding, Urgrossvater.» «Und es gibt Vasen, die sind dreitausend Jahre alt. Natürlich muss die ab und zu verschwinden und Urlaub machen. Das verstehst du doch.» «Ja, Urgrossvater, das versteh ich.» «Und da war einmal ein Milchig-Löffel, der lebte in Hohenems. Entschuldige, Dinge leben ja nicht. Aber bei manchen Dingen meint man, sie leben doch. Zum Beispiel bei diesem Hohenemser Milchig-Löffel, von dem ich dir erzählen will.»
(Aus: Rosie und der Urgrossvater)