Navid Kermani (DE)

Geboren 1967 in Siegen, lebt als freier Schriftsteller in Köln. Er ist habilitierter Orientalist, Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie der Hamburger Akademie der Wissenschaften. Für sein akademisches und literarisches Werk ist er vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit der Buber-Rosenzweig-Medaille, dem Hannah-Arendt-Preis und dem Kleist-Preis. (2013)
Werke (Auswahl)
Über den Zufall.
Carl Hanser Verlag, 2012
Schöner neuer Orient. Berichte von Städten und Kriegen.
C. H. Beck Verlag, 2003
Über den Zufall
Carl Hanser Verlag, 2012
Navid Kermani ist ein hochinteressierter, vielseitiger Denker und Autor. Immer wieder mischt er sich in Debatten ein, zuletzt zur Frage der Beschneidung. Seine literarischen Texte durchbrechen Grenzen, die Sachbücher und Essays sind scharf und zupackend.
Aus: Navid Kermani. Über den Zufall. Carl Hanser Verlag, 2012
In dem Roman, den ich schreibe, hält jemand,...
Fr, 10.05.13, 17:00
Sa, 11.05.13, 10:00
Sa, 11.05.13, 12:00
Schöner neuer Orient. Berichte von Städten und Kriegen
C. H. Beck Verlag, 2003
Aus: Navid Kermani. Schöner neuer Orient. Berichte von Städten und Kriegen. C. H. Beck Verlag, 2003
Von der Freiheit
Des Menschen grösste Freiheit, so verstand ich die Worte Paulos, sei dem Schriftsteller vorbehalten, wenn er nach mühseligen Stunden der Arbeit am Abend seine Tochter zum Salat ausführt und plötzlich so erfreut ist über alle momentanen Umstände des Lebens – die Luft, die sich letztmalig im Jahr erwärmt hat, die Tochter, die ob des späten Ausgehens beglückt in ihrem Malbuch kritzelt, das Essen und den Wein, die nur wenige Meter von zuhause auf denkbar angenehmste Weise serviert werden, die Familie, die Gesundheit, die jüngsten Erfolge, die Blickwechsel mit der jungen Mutter am Nebentisch und was nicht alles mehr –, dass er das Behagen vor dem Gedanken an die Erzählung schützen möchte, der er nicht mehr als ein paar Sätze abgerungen hat, und sich plötzlich bewusst wird: er kann es ja, er kann alles, er kann das dürftige Tagwerk nicht nur wegwerfen oder fürs erste beiseite schieben oder für etwas anderes gebrauchen, zu etwas Neuem formen wie ein Maler die Farben, der Bä-cker den Teig oder wie Gott den Lehm, sondern eine Erzählung darüber schreiben, wie er gegen Abend seine Tochter zum Salat ausführt und plötzlich so erfreut ist über alle momentanen Umstände des Lebens –