Sherko Fatah

Geboren 1964. Lebt in Berlin. Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen. Studium der Philosophie und Kunstgeschichte. Mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Chamisso-Preis und dem Grossen Kunstpreis Berlin (beide 2015).
Werke (Auswahl)
Der letzte Ort.
Luchterhand Literaturverlag, 2014
Ein weisses Land.
Luchterhand Literaturverlag, 2011
Das dunkle Schiff.
Jung und Jung Verlag, 2008
Onkelchen.
Jung und Jung Verlag, 2004
Donnie. Erzählung.
Jung und Jung Verlag, 2002
Im Grenzland.
Jung und Jung Verlag, 2001
Der letzte Ort
Luchterhand Literaturverlag, 2014
Ein Mensch wird entführt. Der deutsche Entwicklungshelfer gerät mit seinem Dolmetscher in die Fänge von Freiheitskämpfern oder Menschenhändlern. Gewiss sind nur die Ungewissheit und die sich ausbreitende Leere, die der Gefangene mit Erinnerungen zu füllen versucht. Wie weit kann jemand in seiner Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung fallen, und wie viel Leere erträgt er? Sherko Fatah erzählt, wie ein Mensch am eigenen Leib erlebt, dass er ein Nichts ist.
Aus: Sherko Fatah. Der letzte Ort. Luchterhand Literaturverlag, 2014
«Was siehst du?», flüsterte Albert, zog den Kopf zurück und setzte, etwas lauter, noch einmal an: «Was siehst du?»
Er leckte sich die trockenen Lippen und wischte an der Wand entlang den Schweiß von seiner Stirn. Der Gedanke, der armselige Ausblick durch zwei roh gezimmerte Holzlatten könnte sein letzter Eindruck von der Außenwelt sein, ängstigte ihn nicht nur, er amüsierte ihn zugleich. Dieser Flecken im Nirgendwo würde schon allein durch seine Bedeutungslosigkeit alles, was ihm bevorstand, lächerlich wirken lassen.