Verena Stefan

Geboren 1947 in Bern, lebt in Montreal. Verstorben am 29. November 2017
(2008)

Werke (Auswahl)

Als sei ich von einem anderen Stern: Jüdisches Leben in Montréal.
Verlag Das Wunderhorn GmbH, 2011

Fremdschläfer.
Ammann Verlag, 2007

Wortgetreu ich träume.
1987

2008

Fremdschläfer

Ammann Verlag, 2007

Als 1975 Verena Stefans Buch „Häutungen“ erschien, wussten es viele nicht so richtig einzuordnen. Mittlerweile sind diese autobiografischen Aufzeichnungen, Gedichte, Träume und Analysen zu einem Kultbuch der Frauenbewegung und zu einem Longseller geworden. „Häutungen“ hat bis heute eine Auflage von rund 500.000 Exemplaren erreicht und ist in viele Sprachen übersetzt worden. Seit 2000 lebt Verena Stefan in Montreal in Kanada. Ihr jüngstes Buch „Fremdschläfer“ setzt sich mit den Erfahrungen des Fremdseins und der eigenen Krebskrankheit auseinander.

Aus: Verena Stefan. Fremdschläfer. Ammann Verlag, 2007

Man weiss nicht, wohin es geht, man hält sich in beiden Händen. Man muss sich ein paar Schritte vom Ufer entfernen, sich im Wasser hinsetzen. Wie lauten die Fragen? Will you stay? Will you go away? Unbemerkt wandern sie in deinen Text ein. Will you be happy, will you be sad?, legen sich um ein Fussgelenk, einen Nacken. Will you be longing, will you belong?, lösen sich auf, nisten sich wieder ein. Liebesblindheit verlangt es nach Berührung. Schultern Arme Handgelenke Hände Füsse Knie Hüften wollen umfassen, drehen, wenden, umschliessen, freigeben. Sie lassen nicht zu, dass man sich hinsetzt und wartet, abwartet, einander in Augenschein nimmt, sich darbietet, so wie Lou heute früh im Sessel neben dem Bett Platz genommen hat und mit dir in dem Bild sitzt, das du betrachtest.

Lesung: Verena Stefan, 02.05.2008, SLT

Do, 01.05.08, 16:30

Preisverleihung
Mit: Urs Faes, Jean-François Haas, Erika Zippilli
Stadttheater Theatersaal
de/fr/it

Fr, 02.05.08, 14:00

Lesung
Landhaus Landhaussaal
Moderation: Eva Bachmann
1988

Wortgetreu ich träume

1987

Aus: Verena Stefan. Wortgetreu ich träume. 1987

Besonders während der Buchmesse, wenn ich Frauen sehe, die ich nur während der Buchmesse sehe, werde ich gefragt, ob ich denn immer noch auf dem Land lebe, immer noch in dem Ort mit der komischen Postleitzahl oder geradeheraus: Lebst du immer noch an diesem Orte mit der vierstelligen Postleitzahl?
Nun werden Ansiedlungen wie Berlin, München oder Frankfurt ebenfalls durch vierstellige Postzeitzahlen gekennzeichnet, die alle ähnlich aussehen, weil sie drei Nullen enthalten. Dreimal das Schöpfungsei der Grossen Göttin nebeneinander könnte sogar die Vermutung aufkommen lassen, die Bewohnerinnen jener Ansiedlungen hätten eine besonders gute Verbindung zur ihr. Meine jetzige Postleitzahl dagegen enthält dreimal die Acht. Schreibe ich diese in eckiger Form, wird daraus eine Doppelaxt, die aufrecht steht und dreifach nebeneinander das bekannte, in Fels geritzte Symbol der dreifaltigen Schöpferin darstellt. Beim Anblick der drei Gestalten in meiner Postleitzahl kommen mir drei Perchten in den Sinn oder drei Hagedisen, und diese besonders, wenn ich am Gartenhag stehe und aus meiner Mutter Sprache weiss, dass ein Hag ein Zaun ist und eine Hagedise oder Hagazussa eine Zaunreiterin, die zwischen dieser Welt und jener hin- und herhuschen kann.


Fr, 13.05.88, 11:00

Lesung
Kreuzsaal

Fr, 13.05.88, 20:30

Werkstatt
Die verschwiegene Tradition der Schriftstellerinnen der Schweiz
Mit: Maja Beutler, Christine Rinderknecht, Doris Stump
Landhaus Landhaussaal