Annette Hug

Geboren 1970 in Zürich. Sie studierte in Zürich Geschichte und in Manila Woman and Development Studies. Sie arbeitete als Dozentin und Gewerkschaftssekretärin und lebt heute als freie Autorin in Zürich. (2021)
Werke (Auswahl)
Tiefenlager.
Verlag Das Wunderhorn GmbH, 2021
Wilhelm Tell in Manila.
Verlag Das Wunderhorn GmbH, 2016
In Zelenys Zimmer.
Rotpunkt Verlag, 2010
Lady Berta.
Rotpunkt Verlag, 2008
Übersetzungen (Auswahl)
Annette Hug. Révolution aux confins.
Übersetzt von Camille Luscher.
Editions Zoé, 2019
Tiefenlager
Verlag Das Wunderhorn GmbH, 2021
Ein Orden zum Gedächtnis der Atomendlagerung, gegründet von einem ominösen Konsortium, verselbstständigt sich. Die Ordensbrüder und -schwestern leben in einer kommunenartigen Gemeinschaft, lernen und studieren. Als Expert*innen und Vermieter*innen eines Simulators malen sie sich in den Nachtstunden Zukunftsszenarien aus: von Überfällen, unwahrscheinlichen Rettungen und verlorenen Sprachen. Ein dicht erzählter Roman in einer klaren Sprache, der einen weit offenen Raum des Nachdenkens entwirft.
Die Veranstaltungen der 43. Solothurner Literaturtage fanden aufgrund der Corona-Pandemie hauptsächlich als Video- und Audio-Livestreams sowie Zoom-Veranstaltungen statt.
Aus: Annette Hug. Tiefenlager. Verlag Das Wunderhorn GmbH, 2021
In Tonplättchen zu ritzen: Alle Koordinaten der Lager.
Eine Warnung einspleissen in die DNA transgener Kakerlaken.
Kurze Erläuterung: Was ist Strahlung?
Die Namen der eingelagerten Isotope auflisten.
Festhalten, wie ein Unfall beginnt. Oft spielt der Zufall eine glückliche Rolle.
Verse sind zu singen. Schwirrende Worte. Denn es wächst unendlicher dort das Jahr und die heilgen Stunden, die Tage, sie sind kühner geordnet, gemischt.
Fr, 14.05.21, 10:30
Fr, 14.05.21, 17:00
Sa, 15.05.21, 12:00
So, 16.05.21, 11:00
Wilhelm Tell in Manila
Verlag Das Wunderhorn GmbH, 2016
Der Roman erzählt Episoden aus dem Leben der historischen Figur José Rizal, Nationalheld der Philippinen, Arzt, Schriftsteller und Freiheitskämpfer, der 1896 in Manila hingerichtet wurde. In Heidelberg und Leipzig studiert er Augenmedizin und übersetzt Schillers «Wilhelm Tell» in seine Muttersprache Tagalog. Durchs Übersetzen verschiebt sich der Mythos vom schweizerischen Freiheitshelden auf die tropische Insel im Pazifik, die sich von den spanischen Kolonialherren befreien will.
Aus: Annette Hug. Wilhelm Tell in Manila. Verlag Das Wunderhorn GmbH, 2016
Wenn Rizal übersetzt und der Wald zum gubat wird, der Himmel ein langit, dann wird der Makiling zum Vorposten eines felsigen Gebirges, tagalische Alpen erheben sich am Rand des Pazifiks. Das Drama entzündet sich an einem einzigen Handelspfad. Er führt von Meer zu Meer, durch Urwaldriesen zu Felsen hinauf, zu grauen Flechten. Seine Steine werden von Hufen glattgescheuert, sie glänzen, wenn der Regen monatelang niedergeht. Der Schlamm, der schliesslich liegen bleibt, trocknet aus und stiebt im Sommer. Die Täler sind dann von lichtbraunem Staub erfüllt.
Sa, 07.05.16, 15:00
So, 08.05.16, 12:00
So, 08.05.16, 14:00
Lady Berta
Rotpunkt Verlag, 2008
Mit „Lady Berta“ hat die Zürcher Autorin Annette Hug ihr erstes Buch vorgelegt. Behutsam erzählt Bertas Enkelin die Geschichte ihrer Grossmutter: Wie Berta sich mit dem Leben beeilen will, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wie sie Karl liebt in einem Mansardenzimmer, um ihn bald wieder zu verlieren. Berichtet wird vom Leben in der Zeit des Aktivdienstes und von Bertas Ausbruch als Au-pair-Mädchen im Nachkriegslondon. Die Grossmutter ist schweigsam, erzählt nicht viel von ihren Jahren als Hausangestellte, und so muss sich die Enkelin einiges ausdenken, um Bertas Lebensgeschichte zu einem Ganzen zusammenzufügen.
Aus: Annette Hug. Lady Berta. Rotpunkt Verlag, 2008
Manchmal lächelt Grossmutter, wenn sie Margret erwähnt. Es ist kein sanftes Lächeln und sie blickt mich dabei herausfordernd an, als wolle sie feststellen, dass ich ihr einen schlüpfrigen Witz nicht zutrauen würde. Auch keinen wortlosen. …
Als ganz kleines Kind unterschied Berta vier Arten von Lebewesen: Feuer, Sägeblätter, Tiere und Menschen. Das Feuer musste die Mutter im gusseisernen Herd einsperren, denn es war der schlimmste Feind aller Sägereien. Auch Sägeblätter, die allen übrigen Lebewesen überlegen waren, konnten das Feuer nicht zerschneiden. Schlimmstenfalls kam es vom Himmel. Wenn abends ein Gewitter aufzog, durfte niemand ins Bett. Jeder packte seine Kleider und ein Paar Schuhe in einen Rucksack. In der Küche sassen dann alle beieinander, bereit das Haus zu verlassen, wenn der Blitz einschlug.