Antonio Lobo Antunes
Werke (Auswahl)
Reigen der Verdammten.
1985
Aus: Reigen der Verdammten
Am zweiten Montag im September neunzehnhundertfünfundsiebzig fing ich um zehn nach neun an zu arbeiten. Ich erinnere mich nicht deshalb daran, weil ich ein besonders gutes Gedächtnis hätte oder weil ich das, was mir passiert, in einem Tagebuch aufschreibe (mich haben Tagebücher oder Gedichte oder ähnlicher Kinderkram nie interessiert), sondern weil es mein letzter Tag in der Praxis war, bevor wir nach Spanien flüchteten. Gleich nach der Revolution im April des vorangegangenen Jahres bewachten bärtige Zivilisten und langhaarige Soldaten in zerschlissenen Tarnanzügen die Strassen, kontrollierten Autos oder defilierten in Scharen unter dem Kommando eines dieser unverständlichen Megaphone der Blindenlotterie, die der Marxismus-Leninismus wieder aufbereitet hatte, dort unten auf den Plätzen. Ähnlich wie die streunenden Hunde am Strand, die dicht am Meer entlangtrotten und einem imaginären Geruch folgen, versammelten sie sich auf den Bergen des Alentejo, um den Bauern unter einem staubigen Scheinwerfer den Sozialismus zuzubellen; sie durchstreiften das Land auf klapprigen Lastwagen und bedrohten Ladenbesitzer mit den schielenden Pupillen ihrer Maschinengewehre