Brigitte Schär

Brigitte Schär, geboren 1958. Arbeitete nach einem Studium der Germanistik als Deutschlehrerin. Seit ihrem 30. Lebensjahr bringt sie als freiberufliche Autorin, Sängerin und Performerin alle ihre künstlerischen Vorlieben auf eine Bühne. Ihre Bücher für Kinder und Erwachsene wurden mehrfach ausgezeichnet.
(2023)
Werke (Auswahl)
Im wilden Galopp.
SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk, 2022
Dominos Geheimnis.
SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk, 2015
Spatz und Schwein - Geschichten einer Freundschaft.
Schulverlag plus AG, 2012
Anker lichten, Segel setzen! Witzige und erstaunliche Geschichten-Lieder.
2011
Adieu-Goodbye-Aufwiedersehen.
Lehrmittelverlag Zürich, 2011
5 winzig kleine Zwerge.
SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk, 2011
Dinosaurier im Mond.
S. Fischer Verlag, 2009
Geschichten vom Roll und vom Ruh.
Bajazzo Verlag, 2006
Die Entführung der Welt.
Carl Hanser Verlag, 2000
Auf dem hohen Seil.
1991
Im wilden Galopp
SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk, 2022
Pferdefan oder nicht: «Im wilden Galopp» ist eine Pferdegeschichte mit surrealem Einschlag, die spannend bleibt bis zur letzten Zeile. Jonas, geübter Reiter, stürzt vom Pferd und bleibt verletzt liegen. Als er im Spital aufwacht, ist so einiges merkwürdig. Warum wird er von einem Chauffeur abgeholt, wo sind seine Eltern? Warum will ihm in der Reitschule, wo er hingebracht wird und wo junge Talente gefördert werden, niemand so recht erzählen, was eigentlich los ist? Bald muss Jonas erkennen, dass es sein altes Leben nicht mehr gibt.
Mo, 15.05.23, 11:00
Mo, 15.05.23, 14:15
Di, 16.05.23, 09:45
Mi, 17.05.23, 08:30
Fr, 19.05.23, 16:00
So, 21.05.23, 10:00
Dominos Geheimnis
SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk, 2015
Domino und ihr bester Freund Damian erforschen den reich gefüllten Keller einer verlassenen Villa. Als Damian mit seiner Familie ins Ausland zieht, bleiben die beiden per Mail in Verbindung. Da macht Domino in «ihrem» Keller eine unglaubliche Entdeckung.
Familienlesung für Kinder ab 5 Jahren und ihre Erwachsenen
In einer abwechslungsreichen, musikalischen und visuellen Geschichten-Show präsentiert Brigitte Schär ihre neuste Kindergeschichte „Dominos Geheimnis“. Ausserdem erzählt und singt sie von Zwergen, Spatzen und Schweinen.
Aus: Brigitte Schär. Dominos Geheimnis. SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk, 2015
Ich erschrak ziemlich. Da, im Licht meiner Taschenlampe, hockte ein Biest auf dem Tisch und schaute mich mit grossen, dunklen Augen an. Mit den Armen hatte es die Beine umschlungen. Wir starrten uns an. Dann blinzelte Biest. Und ich blinzelte auch. Jetzt bewegte es sich. So ein Tier war mir in meinem Leben noch nie begegnet. In keinem Buch. Und in keinem Zoo. Auch im Internet nicht. «Was bist du denn?», flüsterte ich, nachdem ich mich von meinem ersten Schreck erholt hatte. «Das Gleiche könnte ich dich fragen», antwortete das Biest mit einer tiefen, knurrigen Stimme.
(Au: Dominos Geheimnis)
Fr, 15.05.15, 14:00
Sa, 16.05.15, 11:00
Sa, 16.05.15, 15:30
Anker lichten, Segel setzen! Witzige und erstaunliche Geschichten-Lieder
2011
Brigitte Schärs Kindertexte sind alles andere als kindisch. Vergeblich sucht man bei ihr nach dem Wohlvertrauten, Idyllischen.
Wer Brigitte Schär liest, wird staunen:
Sie ist mal frech, mal versponnen, mal bildstark, mal unpädagogisch kulturkritisch. Aber immer sind Brigitte Schärs Texte poetisch und klug. Dank ihrer zweiten grossen Begabung, der musikalischen, kann sie, wenn sie will, mit der Energie einer Rocklady über die Bühne fegen.
Aber das ist nicht gesagt.
Wer Brigitte Schär sieht, wird staunen.
Aus: Brigitte Schär. Anker lichten, Segel setzen! Witzige und erstaunliche Geschichten-Lieder. 2011
Zwei Stühle werden an Land geschwemmt, auf eine Insel. Sie sind hier ganz allein. Da gibt’s sonst nichts. Ausser einer Kokospalme.
«Schön, bist du auch da», sagt der eine Stuhl zum anderen Stuhl. «Wo sind wir da bloss gestrandet. Ohne dich wäre es hier sehr einsam. Nicht auszuhalten.»
Was sollen sie jetzt tun? Sie schauen übers Wasser, was sonst? Sie warten auf ein Schiff, das sie wieder mitnimmt. Was sonst? Sie wollen weg. Es wird ihnen langweilig. Hier ist nichts als Wasser, die kleine Insel und darüber der weite Himmel.
Sie haben sich bald alle Witze erzählt, die sie kennen. Verhungern können sie nicht. Aber die Sonne könnte sie verbrennen.
(Aus: Anker lichten, Segel setzen! Witzige und erstaunliche Geschichten-Lieder)
Fr, 18.05.12, 13:30
Fr, 18.05.12, 14:30
Sa, 19.05.12, 17:00
Geschichten vom Roll und vom Ruh
Bajazzo Verlag, 2006
Aus: Brigitte Schär. Geschichten vom Roll und vom Ruh. Bajazzo Verlag, 2006
«Lass mich in Ruh», sagt das Roll. «Immer willst du was von mir. Den ganzen Tag. Du fragst und fragst mir Löcher in den Bauch.» «Du fragst mich nie etwas», sagt das Ruh.
«Was soll ich denn fragen?» «Frag mich einfach, ob ich müde bin.» «Bist du müde, Ruh?» «Sehr», sagt das Ruh und schläft sofort ein.
***
Das Roll und das Ruh rudern über einen See. «Ich sehe nicht bis zum Grund», sagt das Ruh. «Ob das Wasser wohl sehr tief ist?» Das Roll springt plötzlich aus dem Boot. Hinein ins Wasser und ist nicht mehr zu sehen. «Roll, bist du toll», schreit das Ruh entsetzt. «Wo bist du?» Das Roll taucht nicht wieder auf. «Roll», schreit das Ruh. «Lass mich nicht allein.» Es springt auch ins Wasser, taucht hinunter und hält die Augen offen. Da entdeckt es das Roll am Grunde des Sees. Das Ruh packt das Roll am Schopf und zieht es mit sich hinauf, bis sie wieder oben sind. «Was ist los?», sagt das Roll. «Lass mich doch.» «Beinahe wärst du ertrunken», sagt das Ruh. «Es war für dich», sagt das Roll. «Du wolltest doch wissen, wie tief das Wasser wirklich ist.»
Fr, 18.05.07, 13:30
Die Entführung der Welt
Carl Hanser Verlag, 2000
Aus: Brigitte Schär. Die Entführung der Welt. Carl Hanser Verlag, 2000
Ich stieg wieder auf den Rücken von Raxas 531 und wir flogen aus der Druckereihöhle raus und weiter durch lange Gänge. (…) Dann kamen wir in der Bibliothekshöhle an. Ich hatte mich ja schon dran gewöhnt, dass ich in der Höhlenwelt das Unglaublichste sah, doch jetzt blieb mir der Mund offen stehen. In der Bibliothekshöhle befand sich eine unvorstellbar grosse Menge Bücher. Dass es überhaupt so viele verschiedene Bücher geben konnte! Regal um Regal war zum Bersten voll und alle reichten bis hinauf zur Decke. So viele Kinder waren schon in der Höhlenwelt gewesen? Wir flogen an den riesigen Regalen mit den Abermillionen Büchern vorbei. „Wenn es schon so viele Bücher gibt, wozu braucht es noch mehr?“, rief ich. „Alles muss in Bewegung bleiben“, krächzte Raxas 531. „Zu alten Geschichten müssen neue kommen, weil das Leben weitergeht. Wenn du in der Höhlenwelt Geschichten erfindest, werden sie auch in dieser Bibliothek zu finden sein. Sobald sie aufgeschrieben und gedruckt sind. Und zwar hier, genau hier, bei den ganz neuen Büchern, würde dein Buch zu stehen kommen.“ Tatsächlich, in diesem Teil der Höhle gab es noch Platz für neue Bücher. Hier gab es sogar völlig leere Regale.
Mein Buch! Das klang gut.
Fr, 02.06.00, 11:00
Fr, 02.06.00, 15:00
Auf dem hohen Seil
1991
Aus: Brigitte Schär. Auf dem hohen Seil. 1991
Sie sah das Haus zum ersten Mal. Trotzdem wusste sie, was folgen musste. Sie sah sich in das Haus treten, die Treppe hinaufsteigen, eine Wohnung betreten, in ein Zimmer treten. Ein Mann würde auf dem Bett liegen, ohnmächtig. Sie würde ihn küssen, er würde sich nach dem Kuss regen, er würde sie anblicken, sie anlächeln, sie würden sich wieder küssen, sie würde ihm die Hände um den Hals legen und ihn lautlos erwürgen. Sie würde ihm die erstaunten Augen schliessen, ihn noch einmal küssen, das Zimmer verlassen, die Wohnung verlassen, die Treppe hinuntersteigen, das Haus verlassen.
Sie trat ins Haus, sie stieg die Treppe hoch, betrat die Wohnung, betrat das Zimmer, sah den Mann ohnmächtig auf dem Bett liegen, küsste ihn, er schlug die Augen auf, er blickte verwundert, lächelte. Er setzte sich auf.
Ich habe von dir geträumt, sagte er. Mir scheint es, jahrelang.
Sie legte ihm die Hände um den Hals, drückte zu. Sie würgte ihn lange, er sank auf das Bett. Sie liess seinen Hals los. Sie schloss ihm die erstaunten Augen, sie küsste ihn noch einmal, trat aus dem Zimmer, trat aus der Wohnung, stieg die Treppe hinunter, verliess das Haus. Sie blieb vor dem Haus stehen. Ein Mann kam die Strasse entlang. Er ging an ihr vorbei, auf das Haus zu. In der Tür drehte er sich um.