Daniel Ganzfried
Der Absender
Rotpunkt Verlag, 1995
Aus: Daniel Ganzfried. Der Absender. Rotpunkt Verlag, 1995
Sie forderte ihn auf zu bleiben. Isa, die er mochte, in ihrer Charge, mit der schlichten Schminke, dem schmeichelnden Parfum, der vornehmen Brille und der künstlichen Erregung in der Stimme. Er legte sich neben sie, nicht ohne in einem Nebensatz betont zu haben, wie müde er sei und wie froh, dass ihm die U-Bahn nach Hause erspart bleibe. Aus flachem Schlaf schreckte er auf. In seinem Ohr wühlte ein Feuchtes, glitt den Hals entlang, Hände weckten seine Lenden. «Bitte nicht», murmelte er und drehte sich. Bald redete sie auf ihn ein, schrie, versuchte es mit Hohn, stand auf, zählte die Namen von halbwegs bekannten Künstlern auf mit denen sie die Nacht hätte verbringen können, anstatt die Zeit zu verschwenden, und er entschuldigte sich. Die Maler interessierten ihn nicht, aber er hatte verstanden und zog sich an. Sie war eine Künstlerin in New York, er ein kleiner Bauer der zu seiner Scholle musste.
Das Geräusch der Türe hallte im Treppenhaus. Der Lift summte. Gegenüber wurde ein Riegel vorgeschoben und ein Schlüsse herumgedreht. Wenn sich endlich einmal eine für dich interessiert, dann ist prompt von einer Sekte.