Juri Andruchowytsch (UA)
Perversion
Suhrkamp Verlag, 2011
Stanislaw Perfecki, ein Held des ukrainischen Underground und Dichter, wird zu einem internationalen Symposion über den postkarnevalistischen Irrsinn der Welt in Venedig erwartet. Unterwegs gerät er in die Fänge von Bohemiens, verliebt sich in eine Frau, die jemand als Spitzel auf ihn angesetzt hat, und wird in dämonische Intrigen verstrickt. Am offenen Fenster des Hotels am Canal Grande verliert sich seine Spur. Hat er sein Verschwinden nur inszeniert?
Rabelais und Bachtin, Bulgakow und Esterházy haben Pate gestanden, als in der Ukraine die literarische Postmoderne in Gestalt dieses Buches das Licht der Welt erblickte. Ein entfesseltes Spiel mit Formen, Stilen, apokryphen Traditionen – ein Lektüre-Abenteuer für alle, die lieber lachend mit der Literatur über das Leben triumphieren, als an ihm zu verzweifeln.
Aus: Perversion. Suhrkamp Verlag, 2011
Man verfolgte parallel zwei Spuren (und zwar mit maximaler Nachlässigkeit) – Mord und Selbstmord, woraus die dritte, verbindende einfach nicht entstehen wollte: erzwungener Selbstmord. Nach Analyse der von Perfezki zurückgelassenen Zeugnisse (Audiokassetten, Notizbücher, Disketten usw.), und ohne den Umstand zu beachten, dass das wichtigste corpus delicti fehlte, nämlich der Körper des Dichters selbst, nach dem erfahrene venezianische Taucher eine Woche lang vergeblich in der Dunkelheit des Canal Grande gesucht hatten, wurde der Fall leichtfertig für abgeschlossen erklärt.
(Aus: Perversion)