Otto Marchi
Aus: «Das Fest», Roman, unveröffentlicht
1983
Aus: Otto Marchi. Sehschule. 1983
Als Landolt aufwachte, war es stockdunkel. Er konnte sich kaum bewegen, stiess mit der Hand gegen einen Metallrost, der fast so laut dröhnte wie sein Kopf, tastete seine Umgebung ab, zwängte seine Hand durch eine Decke aus Spiralfeldern, die scheppernd nachhallten wie Saiten eines verstimmten Klaviers, zupfte sich langsam einer seltsamen Melodie entlang seitwärts zu etwas Weichem, Molligem vor, das er mühsam zusammenknäuelte und schliesslich mit einem Ruck zu sich hinüberzuziehen versuchte, als es auf der gegenüberliegenden Seite plötzlich hell wurde. Jetzt sah er, woran er sich vorhin die Hand aufgeschürft hatte: Vor seinem Kopf baumelte eine auseinandergerissene Stahlfeder. Da er sich nicht umdrehen konnte, robbte er sich mit dem linken Fuss, an dem noch ein Schuh steckte, so lange um die eigene Achse, bis er den schmalen Lichtstreifen sehen konnte und die Stuhlbeine, die zu riesigen Sesseln gehören mussten und den untersten Teil eines halb offenen Scheunentorflügels und eine riesige gusseiserne Radiatorenbarrikade und den Sockel eines schiefen dunkelbraunen Holzturmes, in den eine Schublade eingelassen war, die ihn sogleich Verdacht schöpfen liess. Das war eine Falle, das sah er auf den ersten Blick. Das hatten die sich bestimmt so ausgedacht, dass er dann am nächsten Morgen, wenn sie endlich abgezogen waren, weil seine Wohnungsfestung nicht zu stürmen gewesen war, als erstes diese heimtückisch schon etwas herausgezogenen Schublade sehen und an ihr so lange ziehen würde, bis sie ihm auf den Kopf fiele und er ihnen so mit eigener Hand am Ende doch noch zu ihrer Rache verhelfen würde, die ihnen gestern Nacht versagt geblieben war.
Sa, 30.05.87, 15:00
Rückfälle
1978